Über die Höhen der Selenter Endmoräne

Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?

 

Von Bellin, einem reizvollen ehemaligen Fischerdorf am Ufer des Selenter Sees, führt der Weg auf die bewaldeten Höhen des Naturparks Holsteinische Schweiz. Durch die Gemeinde Rantzau führt die ehemalige Bahnstrecke Kirchbarkau - Preetz- Lütjenburg, auf der wir jetzt wandern können. In der güterreichen Landschaft besuchen wir die Güter Friedeburg und Lammershagen. Der Ort Selent mit seiner wundervollen St. Servatius-Kirche und der Blomenburg ist das Ziel dieser 15 km-Wanderung.

Wegbeschreibung

 

Von Bellin, dem Ausgangsort unserer Wanderung, der mit seinen rethgedeckten Häusern immer noch den Charakter eines Fischerdorfes an der südlichsten Ausbuchtung des Selenter Sees ausstrahlt, werfen wir zunächst einen Blick über den See.

Der Selenter See ist mit einer Fläche von 21,4 qkm der zweitgrößte See Schleswig-Holsteins. Er liegt mit einer Höhe von 37 m deutlich über dem Niveau derOstsee und seine Wasser fließen über die Salzau im Westen des Sees und die Mühlenau vom nördlichen Ufer in die Kieler Bucht. Das Selenter See-Gebiet ist mit seinen Schilfgürteln und Bruchwäldern, aber auch mit den südlich angrenzenden Buchenwäldern, die wir durchwandern werden, ein besonders schützenswerter Lebensraum für Wasservögel und andere Vögel. Entstanden ist der Selenter See als Zungenbeckensee während der letzten Weichseleiszeit, als die Selenter Gletscherzunge von Norden kommend die Endmoränenhöhen von bis zu 89 m zwischen Bellin und Selent aufgeschoben hat und das Zungenbecken schuf.

Der Ort Bellin hat eine aufregende Geschichte. Am fischreichen Selenter See als slawische Siedlung entstanden wurde er im 20. Jahrhundert Seefliegerhorst und Ausbildungsstätte für Seeflieger, nach dem 2. Weltkrieg Aufnahmelager für viele Kriegsflüchtlinge, Vertriebene. Jetzt strahlt der Ort nur noch Frieden aus. Auf den Wassern ziehen Schwäne ihre Bahn, gelegentlich streift ein schwarzer Kormoran über den See. Vom Rodehorster Weg beginnen wir die Wanderung, steigen leicht bergan. Bald ist der Blick möglich auf Felder und den nahe gelegenen Wald am Wehdeberg. Findlings-haufen am Wegesrand zeugen von den Transportleistungen der Gletscher vor mehr als 20000 Jahren. Durch Redder gelangen wir zum Ponyhof Grotensoll. Danach führt der Weg links ab und bald darauf rechts ab und geradeaus weiter bis zum Waldrand, an dem Eichen und Buchen uns aufnehmen.

Dem Waldrand folgend wandern wir links ab, langsam an Höhe gewinnend, bis zum ersten Weg, der rechts ab in Richtung Süden verläuft, deutlich auf mehr als 80 m aufsteigt in eine nahezu mittelgebirgsartige Landschaft. Wir bleiben auf dem Hauptweg, schauen nach Süden auf Felder, nördlich in den Wald am Wehdeberg. Es folgt eine Streuobstwiese, bevor wir auf die Straße Zum Brook nach Bauersdorf mit seinen reizvollen Häusern gelangen. Wir gehen links ab, verlassen das Dorf und weiter geht es geradeaus durch ein Gatter. Wiesen, vereinzelte Sumpfpartien, südlich ist schon ein See zu sehen. Wir überschreiten einen Bach, der nach Süden in diesen See fließt.

Unmittelbar danach nehmen wir den ersten Weg links ab durch einen weiten Wiesengrund, folgen parallel dem Bach, der uns zu einer alten Kastaniengruppe führt, wo wir rechts ab dem Weg zum Gaarzer Gehege folgen. Da die Höhen des Geheges am Bocksbarg Schutzgebiet für den Seeadler sind, folgen wir dem ersten Weg am Waldrand rechts ab. Ein großes Damwildrudel kreuzt unseren Weg, springt die Höhe hinan. An der nächsten Weggabelung geht es rechts ab und wieder hinunter auf den Hauptweg von Bauersdorf in Richtung Rantzau. Am Ende des Gaarzer Geheges legen wir am Rand des Waldes eine Pause ein, genießen den Blick auf den nahe gelegenen See. Weiter schlängelt sich der Weg durch die schöne Landschaft, mächtige Buchen und Eichen begleiten uns. Wir unterqueren eine Hochspannungsleitung, wissen anhand der Karte, dass wir nicht mehr weit von der Straße in Richtung Rantzau entfernt sind. Auf dieser gelangen wir in das Dorf Rantzau. Eine hügelige Landschaft mit Wiesen, Getreidefeldern, Knicks begleitet uns. Eine alte rethgedeckte Scheune mit Flechtwerkwänden, lehmbeworfen, steht am Weg. Ein schöner Bauernhof mit Antikmarkt gehört dazu. An der nächsten Wegkreuzung wandern wir weiter in Richtung Gut Hohenhof und Gut Rantzau. Es gab zwei Dörfer mit dem Namen Rantzau, Wendisch-Rantzau in der Nähe des heutigen Gutshofes und Deutsch-Rantzau, das heutige Dorf Rantzau, durch das die 1910 eröffnete Kleinbahn Preetz in dieser Region bedienen sollte. Nach etwa 200 m gelangen wir an den alten Bahndamm, gehen hier rechts ab weiter.

Bald erhebt sich der Damm deutlich von den angrenzenden Wiesen und Sumpfgebieten ab. Wir unterqueren erneut die Hochspannungsleitung, gelangen an die Südspitze des Sees, an dessen Nordseite wir gerastet haben. Der Damm verläuft weiter an riesigen Ackerflächen vorbei, erhebt sich über deren Niveau, ist auf gleicher Ebene oder durchschneidet die Landschaft. An einem Feldsteinhaufen beim Hüttenholz müssen wir die Bahntrasse verlassen, da sie durch inzwischen versumpfte Abschnitte führt, gehen aber parallel auf einem begleitenden Wanderweg. Am Zufahrtsweg zum Hüttenholz führt uns der Weg wieder auf den alten Bahndamm. Wir gehen geradeaus in Richtung Friedeburg. Wir überqueren die Friedeburger Au über einen meterhoch angelegten Damm. An der nächsten Straßenkreuzung sehen wir zur Linken das Herrenhaus Friedeburg mit seinem schönen Torhaus. Wir gehen rechts ab in Richtung Bellin. Auf der Höhe, wenn der Waldrand bereits erreicht wurde, führt westwärts ein Feldweg auf das schon sichtbare Gut Lammershagen zu.

Weite Ackerflächen mit Getreide säumen den Weg, der dann durch Feuchtgebiete führt, riedumkränzte Seen liegen zur Rechten und Linken. Die Rufe der Blässhühner zerreißen die Stille. Auch südlich des Gutes liegt ein großer See, aus dem vereinzelt Gänse aufsteigen.

Wir betreten dann das Gut Lammershagen mit seinem eindrucksvollen Kutschpferdestall, dem Kuhhaus und der Scheune, dem Herrenhaus mit der Inschrift im Hauptgiebel SOLI DEO Gloria HCGVB 1748, erinnernd an den Bauherrn Heinrich Christoph Graf von Baudissin.

Durch das mächtige Torhaus von 1743 verlassen wir die Hofanlage, beschreiten die gepflasterte Lindenallee, begrenzt von großen Findlingen. An der Wegkreuzung halten wir uns nach rechts, vorbei an einem Hof, dann in den Weg Im Dorf links ab. Der Weg führtan einzelnen Katen vorbei, die Blomenburg ist bereits zu sehen. Von der Bullenkoppel kann man den Selenter See erblicken. Wir bleiben auf dem sich windenden Hauptweg bis wir die Plöner Straße erreichen. Von hier wandern wir rechts ab in Richtung Selent auf der rechten Straßenseite. In Höhe des Feuerwehrgerätehauses führt ein Weg zur Blomenburg, die von Otto Graf von Blome Mitte des 19. Jahrhunderts als Jagdschloss errichtet wurde, heute als Privatklinik betrieben wird. Oder wir gehen weiter auf der Plöner Straße, bis wir von Amts wegen über den Amtsweg zum Parkplatz in Selent, unserem Zielpunkt an der Kieler Straße/B202 gelangen. Ein abschließender Besuch der St. Servatius-Kirche sollte Pflicht sein. Eine herrliche Wanderung mit geologischen und historischen Höhen und Tiefen wird in Erinnerung bleiben.


Bundesland:
Schleswig-Holstein


Region:
Landkreis Plön
Naturpark Holsteinische Schweiz


Start- und Zielpunkt:
Start: Rodehorster Weg/B 202, 24238 Bellin
Ziel: Dorfplatz/Kieler Str., 24238 Selent

Verkehrsanbindung Auto:
Über die A 215 auf die B 76 in Richtung Lübeck fahren. Von der B 76 die Ausfahrt
Schwentinental-Süd nehmen, auf der B 202 bis Selent fahren. Von hier mit Buslinie
310 bis Bellin fahren.


Verkehrsanbindung ÖPVN:
Mit der Buslinie 310 ab Kiel Hbf. in Richtung Oldenburg bis Bellin (Haltestelle
B 202-Lammershagen) fahren. Zurück diese Buslinie ab Selent nehmen.
Rund- oder Streckenwanderung: Streckenwanderung


Länge: ca. 15 km


Geschätzte Dauer: ca. 5 Stunden


Markierungszeichen: keine


Höhenunterschiede: tiefster Punkt 40 m, höchster Punkt 80 m


Anforderungen:
steile Passagen: keine
durchgehend kinderwagengerecht: ja
Besonderer Routencharakter:
Naturwanderung
Kulturwanderung
Begehbarkeit: ganzjährig


Sehenswürdigkeiten:
Selenter See mit Fischerdorf Bellin
Trasse der ehemaligen Eisenbahnlinie Kirchbarkau - Preetz - Lütjenburg v. 1910
Gut Lammershagen
Blomenburg
St. Servatius-Kirche zu Selent


Einkehrmöglichkeiten:
Café K - kitsch & köstlicher
Plöner Straße 17
24238 Selent
Tel. 04384-5936188
Einkehr


Bäckerei Wegener
Kieler Straße 5a
24238 Selent
Einkehr

Selenter Hof
Kieler Straße 24
24238 Selent
Tel. 04384-1800
Einkehr


Campingplatz am Selenter See
Am See 1
24238 Lammershagen/Bellin
Tel. 04384-599661
Übernachtung/Einkehr


Hinweis auf Karten:
Name: Wander- und Freizeitkarte Nr. 8 Kiel - Plön
Maßstab: 1:50000
Herausgeber: Landesamt für Vermessung und Geoinformation
ISBN: 978-3-89130-728-1


Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Europäischer Vogelschutz in Schleswig-Holstein - Arten und Schutzgebiete
Herausgeber: Landesamt für Natur, Umwelt und ländliche Räume
ISBN: 978-3-937937-33-5


Titel: Ausflugsziele im Herzen Schleswig-Holsteins
Verlag: Boyens Buchverlag
ISBN: 3-8042-1165-8


Titel: Gutshöfe und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein
Verlag: Michael Imhof Verlag
ISBN: 978-86568-971-9


Titel: Schöne Kirchen in Schleswig-Holstein
Verlag: Wachholtz Verlag
ISBN: 3-529-02847-9


Bilder: Gerlind Lind


GPS-Track/Kartenskizze: Stefan Beck


Autor und Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig-Holstein"
Wolfgang von Heyer
Kuhlacker 32 a, 24145 Kiel
www.wanderbares-schleswig-holstein.de

Tourismusorganisation:
Info-Zentrum Naturpark Holsteinische Schweiz
Schlossgebiet 9, 24306 Plön
Tel. 04522-749380


Amt Selent/Schlesen
Kieler Straße 18, 24238 Selent
Tel. 04384-59790


Downloads:

Download
Über die Höhen der Selenter Endmoräne als PDF Download
Tourentipp 02-2020.pdf
Adobe Acrobat Dokument 2.1 MB