Einem Spion auf der Spur

Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?

 

Einfelder und Bordesholmer See bilden eine nicht nur geologisch undnaturkundlich höchst interessante Einheit, die zu erwandern sich lohnt, es bieten sich auch Möglichkeiten, auf die Spur schillernder, vielfältig tätiger Persönlichkeiten der Geschichte zu geraten.

Wegbeschreibung

 

Von der Bushaltestelle Jägerslust sind es wenige Meter auf dem Rad- und Fußweg der K67 in Richtung Kiel bis zum Lärchenweg, der links ab in den Ort Jägerslust führt. Aufdiesem Weg bleiben wir bis zur Linkskurve, wo an einem Transformatiorenhäuschen einFußweg durch den Wald beginnt, der uns bald wieder auf den Lärchenweg führt, vorbei anwenigen Häusern. Dem ersten Weg links ab in einen Wald folgen wir, bald mit Blick aufdas NSG Stoffsee, ein kleiner Binnensee von ca. 14 ha Fläche mit abgestorbenenBäumen auf vernässten Wiesenflächen. Die Uferbereiche enthalten typischeNiedermoorpflanzen. Das NSG seit 1982 weist eine besondere Fauna auf, eineBeobachtung der Wasservögel lohnt sich. Aus dem Wald gelangen wir auf einenVerbindungsweg zum Ortsteil Moorkamp und Stoffsee, der uns auf die Straße zwischenFrauendamm und Krummwisch bringt. Wir folgen der Straße in Richtung Krummwisch. ImOrtskern von Krummwisch nehmen wir den Weg in Richtung Heisch. Der Name desWeges „Am Eiderberg“ erklärt sich nach wenigen Metern, wenn wir von 20 m NN in dasTal der ehemaligen alten Eider hinabsteigen, beeindruckt von dem Uferhang dieseseinstmals gewaltigen Flusstales.

Wegbeschreibung

 

Vom Bahnhof Einfeld gehen wir ein kurzes Wegstück auf der L 318 in Richtung Kiel, nehmen den ersten Fußweg links ab zum Einfelder See. Der Einfelder See bildet die Wasserscheide zwischen Nordsee über Aalbek und Stör und Ostsee. Schon seit vielen Jahrhunderten haben geschäftstüchtige Könige, Herzöge, Händler, Reeder sich darüber Gedanken gemacht, wie man die Geschäftsbeziehungen von Dänemark, Schleswig und Holstein mit dem Nordsee- und Ostsee-raum besser verknüpfen kann. Hier begegnen wir der ersten schillernden Figur der Geschichte, dem Großunternehmer und Finanzier Heinrich Carl Schimmelmann, der sich sehr für eine Kanalverbindung zwischen Nordsee und Ostsee über den Verlauf der Stör, der Aalbek, Einfelder und Bordesholmer See, Eider eingesetzt hat. Schimmelmann unterstützte ebenfalls eine klug geführte Neutralitätspolitik Dänemarks, die seinem Handel nutzte.Am Einfelder See genießen wir den weiten Blick über den See, wandern rechts ab in Richtung Norden. Unterwegs begegnen uns die Steinskulpturen renommierter Künstler als Teil der Einfelder Sehpunkte.

Nach etwa 3 km Uferweg erreichen wir den Ort Mühbrook. Der Ortsname bezieht sich vielleicht auf eine überlieferte Sage: Als die sterblichen Überreste des Heiligen Vicelin von Neumünster in die Klosterkirche von Bordesholm gebracht wurden,sank der Wagen im sumpfigen Bruchwald (brook) ein. Trotz aller Mühe ließ sich der Karren nicht bewegen. Erst als die Mönche ein Gelübde zum Bau eines Armenhauses abgelegt hatten, konnten sie die Gebeine Vicelins nach Bordesholm bringen. Diese sind seit der Reformationszeit verloren gegangen, in der Klosterkirche hat man sie bisher nicht gefunden.Am Hotel und Restaurant Seeblick nehmen wir den Weg nahezu parallel zum Steingraben in Richtung Bordesholmer See, können uns vorstellen, dass man hier einen Kanaldurchstich zum Bordesholmer See hätte graben können. Der Weg führt an einem kleineren, libellenreichen See vorbei, bis wir auf das Südende des Bordesholmer Sees treffen. Bordesholmer See und Einfelder See sind eiszeitliche Reste einer Schmelzwasserrinne, die bei Einfeld in den Einfelder Sander mündete.

Am Südende des Bordesholmer Sees halten wir uns rechts, folgen immer dem
Seeuferweg mit oft herrlichem Blick auf die hoch über dem See gelegene Klosterkirche von Bordesholm. Im Ortsteil Eiderstede soll Hans Brüggemann seine Werkstatt geführt haben, in der er den 1666 in den Schleswiger Dom überführten, 1521 fertig gestellten, für den neu ausgestatteten Chor der Bordesholmer Stiftskirche in Auftrag gegebenen Bordesholmer Altar in sechsjähriger Arbeit vollendet hat.
Wir setzen unseren Weg, immer dem Ufer des Bordesholmer Sees folgend, fort. Vor dem Anstieg zur Klosterkirche nehmen wir den Weg durch den Park am Seeufer, steigen dann nach etwa 100 m den kopfsteingepflasterten Weg rechts ab hinauf und gelangen an die beeindruckende, einst mächtige Bordesholmer Linde am Lindenplatz, jetzt nur noch ein Torso.

Die Linde galt als Marienbaum, unter ihr wurde Gericht gehalten, wurden Feste veranstaltet, ihr Holz galt als gesegnet, ihre Blüten werden noch heute als Arzneimittel verwendet. Unser Weg führt uns von der Linde in die Kirche des ehemaligen Augustiner Chorherren-Stiftes.

Eindrucksvoll steht im Mittelschiff der Bronzetumba des Herzogpaares Friedrich von Gottorf († 1533) und Anna v. Brandenburg († 1514). Nur Anna wurde hier bestattet, Friedrich als späterer König von Dänemark 1533 im Schleswiger Dom. In der ehemaligen Sakristei steht der Marmorsarkophag von Herzog Carl Friedrich v. Gottorf, da Bordesholm nach 1721 Grablege der aus Schleswig vertriebenen Gottorfer Herzöge wurde.

Herzog Carl Friedrich gilt als Stammvater des russischen Zarenhauses der
Romanoff. Sein Sohn Carl Peter Ulrich aus der Ehe mit der Tochter Zar Peter I., Anna Petrowna, galt ab 1742 als Thronfolger in Russland. In seiner Regierungszeit vom 17. Dezember 1761 bis zum 28. Juni 1762 erließ Carl Peter Ulrich als Peter III. 220 Gesetze und hatte wohl tiefgreifende Reformen geplant. Als Zar von Russland und Herzog von Gottorf mutmaßte man selbstverständlich, dass er auch plante, sich von Dänemark die seit 1713 verloren gegangenen Gebiete des Hauses Gottorf zu erobern, und das an der Seite von Preußen. Im Juni 1761 kam der ehemalige Amtsvorsteher von Neumünster Caspar von Saldern mit finanzieller Unterstützung des Reeders Friedrich Wilhelm Otte als „Kaufmann unter falschem Namen“ an den Zarenhof, um die Wahrscheinlichkeit eines Krieges gegen Dänemark auszuloten, wenn möglich zu verhindern. Sehr schnell hat er sich als „Landeskind“ der Gottorfer das Vertrauen und die Gunst Peter III., sehr schnell wohl auch das der Katharina II. erworben. Schon 1762 war er russischer Bevollmächtigter auf der Berliner Friedenskonferenz, denn Russland stieg als Verbündeter Preußens aus dem Bündnis gegen Preußen im Siebenjährigen Krieg aus. Am 29. Juni 1762 wurde Peter III. festgesetzt. Er unterschrieb wahrscheinlich den Thronverzicht zugunsten seines Sohnes Paul I. (1796-1801) unter der Regentschaft Katharinas bis zur Volljährigkeit und freies Geleit nach Kiel. Am 7. Juli 1762 wurde Peter III. ermordet; offiziell verstarb er an einer „hämorrhoidalen Kolik“. Caspar von Saldern stieg zum Staatsmann am russisch-gottorfischen Hofe Katharina II. auf. Katharina „brauchte“ Dänemark in ihrer Politik gegen England und Polen, aber auch gegen die Türkei. Caspar von Saldern verbrachte seine letzten Lebensjahre auf dem 1752 von ihm erworbenen Gut Schierensee. Seine Ruhestätte befindet sich in einer Seitenkapelle der Bordesholmer Klosterkirche, angrenzend an die Ruhestätte des Vaters von Peter III. in der Sakristei. Der Sohn von Saldern hatte es als Amtsvorsteher von Bordesholm ermöglicht.

Beeindruckt von der lebendigen Geschichte Schleswig-Holsteins, von den Mehrfach-intrigen dänischer, russischer und gottorfischer Diplomatie setzen wir unseren Weg rund um den Bordesholmer See fort, genießen das bewaldete Ufer des Sees, beobachten die Tauchgänge der Hauben-taucher. Aufmerksamkeit ist gefordert, um nicht den bereits gegangenen Weg nach Mühbrook zu verpassen.

In Mühbrook setzen wir unseren Weg auf der westlichen Uferseite
des Einfelder Sees fort, achten auf die sehenswerten „Sehpunkte“ zur Siedlungs-geschichte Mühbrooks, zu den Staurechten, die den Betrieb der Schmalstedter Mühle beeinflusst haben, zu den Wasserständen und „Hungersteinen“ des Einfelder Sees. Die neu angelegten und alten Streuobstwiesen auf unserem Weg sind zur Blütezeit, aber auch fruchttragend, eine Augenweide. Interessant sind auch die Angaben der Besucher-Informationstafel zum NSG Einfelder See.
In eine Zeit vor mehr als 1000 Jahre, in das 9. oder 10. Jahrhundert, führt uns ein Rundgang auf dem Wall oder durch die zur Seeseite offene Wallringanlage, die „Margarethenschanze“.

Diese Anlage, sowie eine am Zusammenfluss von Schwale und Stör beiNeumünster, die von Willenscharen an der Stör und schließlich Itzehoe bildeteneinen „Limes Saxoniae“.Auch der Bogen von der eiszeitlichen Entstehungsgeschichte des Einfelder Seesund des benachbarten Dosenmoors über die Siedlungsgeschichte Einfelds bis zur modernen Architektur eines Wohnhauses im Bauhaus-Stil am Seeufer lässt denWeg auf den Spuren schleswig-holsteinischer und europäischer Geschichte nicht langweilig werden.In Einfeld, am Bahnhof, endet die Wanderung, die zu jeder Jahreszeit reizvoll, informativ und nicht überfordernd ist.


Bundesland:
Schleswig-Holstein


Region:
Landkreis Rendsburg-Eckernförde AktivRegion Mittelholstein


Start- und Zielpunkt:
Bahnhof Einfeld 24536 Einfeld/Neumünster


Verkehrsanbindung Auto:
Von der Autobahn A 215 Abfahrt Blumenthal nehmen, von dort auf der L 318
in südlicher Richtung bis Bahnhof Einfeld


Verkehrsanbindung ÖPNV:
Von Kiel Hbf. oder von Neumünster kommend mit RB bis Einfeld


Rund- oder Streckenwanderung: Rundwanderung


Länge: ca. 15 km


Geschätzte Dauer: ca. 5 Stunden


Markierungszeichen: keine


Höhenunterschiede: tiefster Punkt 26 m, höchster Punkt 35 m


Anforderungen:
steile Passagen: keine
durchgehend kinderwagengerecht: ja
Besonderer Routencharakter:
Naturwanderung
Kulturwanderung


Begehbarkeit: ganzjährig


Sehenswürdigkeiten:
Skulpturenpark Einfelder See
„Einfelder Sehpunkte“
Klosterkirche Bordesholm
Torso der Bordesholmer Linde
KD Margarethenschanze


Einkehrmöglichkeiten:
Schanze am See
Einfelder Schanze 96
24536 Neumünster
Tel. 04321-959580
e-mail: info@schanzeamsee.de
Einkehr


Hotel und Restaurant
Seeblick
Dorfstraße 18
24582 Mühbrook
Tel. 04322-699090
www.seeblick-engel.de
Übernachtung / Einkehr


Ristorante Pizzeria
Villa Coloniale
Lindenplatz 6
24582 Bordesholm
Tel. 04322-886744
www.villacoloniale.de


Hinweis auf Karten:
Name: Wander- und Freizeitkarte Nr. 8 Kiel - Plön
Maßstab: 1 : 50000
Herausgeber: Landesamt für Vermessung und Geoinformation S-H
ISBN: 978-3-89130-728-1


Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Die Schleswig-Holsteiner
Verlag: Wachholtz-Verlag
ISBN: 3-529-02600-X


Titel: Peter III. Der Prinz von Holstein
Verlag: Sutton Verlag
ISBN: 3-89702-788-7


Titel: Schöne Kirchen in Schleswig-Holstein
Verlag: Wachholtz-Verlag
ISBN: 3-529-02847-9


Titel: Die Fürsten des Landes
Verlag: Wachholtz-Verlag
ISBN: 978-3-529-02606-5


Titel: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler
Verlag: Deutscher Kunstverlag
ISBN: 3-422-03033-6


Titel: Einfelder Sehpunkte
Hrsg: Gemeinde Mühbrook und Stadt Neumünster


Bilder: Gerlind Lind


GPS-Track: Joachim Frey


Kartenskizze: Kai Zarp†


Autor und Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig-Holstein"
Wolfgang von Heyer
Kuhlacker 32 a, 24145 Kiel
www.wanderbares-schleswig-holstein.de


Tourismusorganisation:
Tourismusverein Bordesholmer Land e.V.
Holstenstraße 69
24582 Bordesholm
Tel. 0700-24582001
info@bordesholmer-land.de


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