Durch Eichenwipfel rauscht ein Sturm

Von Strande, vor den Toren Kiels, führt ein aussichtsreicher Weg entlang der Kieler Außenförde zum Bülker Leuchtturm. Von hier lässt sich der ein- und ausgehende Schiffsverkehr beobachten, aber auch kontrollieren. Dänischer Wohld, Schwedeneck mit den Gütern Altbülk, Eckhof machen deutlich, dass diese Landschaft nicht nur reizvoll ist sondern auch eine bewegte Geschichte aufweist.

Wegbeschreibung

 

Von Strande nehmen wir die Uferpromenade in Richtung Bülker Leuchtturm, beobachten das rege Treiben im Fischereihafen, lesen die Informationen über das Leben in der Ostsee. Von der Uferpromenade hat man einen großartigen Blick über die Strander Bucht auf die Kieler Außenförde mit dem eindrucksvollen Schiffsverkehr. In einer Entfernung von 4 – 8 Kilometern sind am Ufer der Probstei die Orte Laboe, Stein, Wendtorf auszumachen. Das Niveau der Ostsee im Raum Kieler Förde war und ist ständig Änderungen unterworfen, kaum durch Ebbe und Flut, eher durch westliche oder östliche Starkwinde, aber auch durch das Abschmelzen der Gletscher seit der Eiszeit bis heute. Noch im 13. Jahrhundert soll die mittlere Meereshöhe mindestens 1.10 m unter der jetzigen Meereshöhe gelegen haben. Zahlreiche Fundstücke der EllerbekKultur wurden am Rande eines ehemals vermoorten Süßwasserbeckens auf dem Grund der Förde vor Ellerbek gefunden. Diese sesshafte Jäger- und Fischerkultur lebte vor 7000 Jahren. Aber auch die Geschichte der Neuzeit ist abwechslungsreich. Wenn wir die letzten Häuser von Strande zur Linken hinter uns gelassen haben, blicken wir in eine sumpfige Niederung, in der eine Baumgruppe auf erhöhtem Hügel steht. Hier soll eine von einem Wassergraben umgebene Burg, wohl eher Motte gestanden haben. Slawische Siedler sind aus dem Raum der Probstei auch westlich des Limes Saxoniae in bestimmte geschützte Regionen wie Pries an der Westseite der Kieler Förde eingesickert. Strategische Bedeutung hatte die Kieler Förde schon lange. Der Konflikt zwischen Dänemark und Schweden im 17. Jahrhundert führte zum Bau der Festung Christianspries durch den dänischen König Christian IV., damit die Südgrenze seines Reiches und die Ostseeküste verstärkt würde. Im Dezember 1631 kaufte Christian IV. die Güter Seekamp, Bülk und Knoop. 1642 war die Festung endgültig fertig gestellt. Aber schon 1643 marschierten die Schweden in das Herzogtum Holstein ein, die Festung Christianspries fiel am 18. Dezember in schwedische Hände, die sie als Festung nutzten. Nach der Seeschlacht auf der Kolberger Heide, einem Seegebiet vor Heidkate, im Juli 1644, gingen die Schweden vor Christianspries vor Anker. Die Dänen folgten ihnen, lagen vor Bülk versammelt. Von einer Schanze auf der Bülker Huk beschossen die Dänen Christianspries. Auch nach König Friedrich III., der die Festung schleifen und als Friedrichsort wieder errichten ließ, nahm die Geschichte einen wechselhaften Verlauf. Vor dem Bülker Leuchtturm, 1806 erbaut, schauen wir in Richtung Kieler Leuchtturm, sehen in einiger Entfernung eine schwarz-gelbe Untiefentonne, die die Untiefe vor der Bülker Huk markiert. Auf diesen Grund wurde 1715 im Nordischen Krieg die im Fehmarnbelt geschlagene schwedische Flotte durch den dänischen Admiral Gabel gejagt. Wir beobachten von der Terrasse vor dem Bülker Leuchtturm das friedliche Beisammensein von Trauerenten, Eiderenten und anderen Seevögeln im EU-Vogelschutzgebiet „Eckernförder Bucht mit Flachgründen“. Wir folgen dann der Uferpromenade in Richtung des Waldes am Hatzberg. Wer möchte kann von einer Aussichtsplattform die Kläranlage der Landeshauptstadt Kiel in Augenschein nehmen. Unsere Wanderung führt entlang der Küste durch reizvollen Wald, der oft den freien Blick auf die offene Ostsee zulässt. Dieser Weg endet nach etwa 1 km an einem Dünenabschnitt der Küstenlinie, der gut geeignet ist für eine Rast. Von hier führt der Europäische Fernwanderweg E 1 / E 6 fort an der Wasserlinie. Wir nehmen den Weg links ab auf die Höhe in Richtung Altbülk. Es lohnt sich, immer wieder einmal den Blick zurück zu wenden, von der Höhe auf die Ostsee zu schauen. Das Märchen vom „Schloss am Meer“ steigt aus der Erinnerung: Hast du das Schloss gesehen, das hohe Schloss am Meer? Goldig und rosig wehen die Wolken drüber her. Durch den nahen Wald geht es dann auf das Gut Altbülk zu. Das jetzige Gut Altbülk ist eine Neuanlage vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Wir überschreiten die Hofanlage, wandern auf die Kreisstraße K 16 zu. Hier zweigen wir nach links ab, wandern auf dem Rad- und Fußweg etwa 500 m, bis rechts ab ein Wirtschaftsweg in Richtung Freidorf führt. Auf diesem bleiben wir bis Freidorf, wandern in das Tal der Mühlenau, dann hinauf durch das Dorf bis zur ersten Wegkreuzung. Hier biegen wir links ab in den Wald. Ein schöner Buchenwald nimmt uns auf, den wir aber schon bald wieder verlassen müssen, um über freies Feld dem Weg über die Höhen und Senken der Moränenlandschaft zu folgen. Nahe der Straße von Strande nach Dänischenhagen führt unser Weg rechts ab durch eine Kastanienallee auf Gut Eckhof zu. Gut Eckhof, der Name bezieht sich auf die Eichen, die das Gut einst geprägt haben, gehörte bis Mitte des 18. Jahrhunderts zum Gut Bülk. 1774 erwarb es Graf Holck, der ein neues Herrenhaus bauen ließ. Auffällig ist noch heute das sandsteinerne Rokokoportal des eingeschossigen Hauses. Der Dichter Klopstock war hier oft zu Besuch beim Grafen Holck. An den Grafen und die Gräfin Holck hat Klopstock das Gedicht „Mein Wäldchen“ gerichtet, dessen letzte Strophe lautet: Wenn von dem Sturm nicht mehr die Eich' hier rauschet, keine Lispel mehr wehn von dieser Weide: Dann sind Lieder noch, die von Herzen kamen, gingen zu Herzen. Wir verlassen das Gutsgelände durch eine Pforte zur Straße, überqueren diese und wechseln in den Waldweg, der am Fuhlensee am Hang einer Seitenmoräne entlang führt. Der Fuhlensee ist ein ehemaliges Noor, das durch Strandwallbildung von der Kieler Förde abgetrennt wurde. Noch heute ist der Kanal zwischen Förde und Fuhlensee zu erkennen, durch den einst die landwirtschaftlichen Güter von Gut Eckhof auf dem Wasserweg befördert wurden. Es geht auch die Legende, dass Klaus Störtebeker hier einen seiner vielen Schlupflöcher gehabt haben soll. Vom Schilkseer Fuhlensee erstreckt sich eine teilweise tief eingeschnittene Talung bis Schusterkrug in Friedrichsort. Sie ist subglazial während der letzten Eiszeit entstanden. Von unserem Weg hat man zahlreiche reizvolle Ausblicke in dieses in südlicher Richtung verlaufende Tal. Schließlich führt uns der Weg auf die Kreisstraße K 16, die wir überqueren. Wir gehen auf Strande zu, biegen am Groß-Parkplatz nach rechts ab, um von hier den Weg auf die Strandpromenade zu nehmen. Von dieser können wir den Yachthafen in Strande besichtigen, gelangen nach kurzem Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt, an dem wir noch einen Blick auf die Förde werfen, uns stärken können, uns an eine reizvolle und geschichtsträchtige Wanderung erinnern.

Bundesland:    Schleswig–Holstein

 

Region:     Kreis Rendsburg-Eckernförde      

 

Aktiv Region „Hügelland am Ostseestrand“   

 

Wegezuordnung:   Europäische Fernwanderwege E 1 und E 6   

 

Start- und Zielpunkt:  

Strandstraße 21      

24229 Strande  

 

Verkehrsanbindung Auto: Von der A 7 die Ausfahrten Bordesholm oder   Rendsburg nehmen, über die A 215 oder A 210  bis Ausfahrt Kiel-Mitte fahren, dort in Richtung  Eckernförde/Schilksee auf die B 76, ab Kiel-Wik  geradeaus ohne abzubiegen auf der B 503 bis   zur Abfahrt nach Schilksee. An Schilksee vorbei  erste Abfahrt rechts nach Strande nehmen.

 

Verkehrsanbindung ÖPNV: Ab Kiel Hbf. mit der Buslinie 501 oder 502  bis Endhaltestelle Strande fahren, auch   Li 901 bis Strande, Bad möglich.

 

Rund- oder Streckenwanderung:  Rundwanderweg

 

Länge:     ca. 11 km

 

Geschätzte Dauer:   ca.   4 Stunden    

 

Markierungszeichen:  bis Abzweiger in Richtung Altbülk       Andreaskreuz des E 1/ E 6, sonst keine   

 

Höhenunterschied:  

Tiefster Punkt:  NN

Höchster Punkt:  25 m    

 

Anforderungen:

steile Passagen:   nie

durchgehend kinder- wagengerecht:    ja

barrierefrei:    bis Leuchtturm Bülk ja, sonst nein  

 

Besonderer  Routencharakter:  

Naturwanderung      

Kulturwanderung   

 

Begehbarkeit:    ganzjährig   

 

Sehenswürdigkeiten:  

1.   Strande Fischerei- und Yachthafen      

2.   Bülker Leuchtturm      

3.   Gut Altbülk      

4.   Gut Eckhof      

5.   Fuhlensee      

 

Einkehrmöglichkeiten:  

Atelier-Café      

Dorfstraße 6      

24229 Strande      

Tel. 04349-1298      

Einkehr        

 

Strandhotel      

Strandstraße 21      

24229 Strande      

Tel. 04349-9179-0      

Einkehr / Übernachtung    

 

Hinweis auf Karten:

Name:     Wander- und Freizeitkarte Nr. 8       Kiel - Plön  1 : 50000

Herausgeber:    Landesamt für Vermessung       und Geoinformation Schleswig – Holstein       ISBN 978-3-89130-288-0   

 

Hinweis auf Wanderliteratur:

Titel:      Die deutsche Ostseeküste

Verlag:     Verlag Gebr. Borntraeger (Stuttgart) ISBN      978-3443-15091-4

Titel:      Die Festung Friedrichsort

Hrsg.:     Freunde der Festung Friedrichsort e.V. ISBN      978-3-00-037821-8

Titel:      Europäischer Vogelschutz in Schleswig-Holstein       Arten und Schutzgebiete

Hrsg.:     Landesamt für Natur und Umwelt des Landes        Schleswig-Holstein ISBN      978-3-937937-33-5

Titel:      Stimmenvielfalt       Gedichte aus Schleswig-Holstein

Verlag:     Wachholtz - Verlag ISBN       978-3-529-02371-2   

 

Bilder:    

Gerlind Lind      

Interessengemeinschaft  „Wanderbares Schleswig–Holstein“  

 

GPS-Track und Kartenskizze:    

Stefan Beck      

Interessengemeinschaft  „Wanderbares Schleswig–Holstein“   

 

Ansprechpartner:  

Interessengemeinschaft  „Wanderbares Schleswig–Holstein“  

von Heyer, Wolfgang  

Kuhlacker 32a  

24145 Kiel  

Tel. 0431-713495  

g-g-lind@t-online.de  

www.wanderbares-schleswig-holstein.de   

 

Tourismusorganisation:  

Tourist-Information      

Bürgerbüro      

Strandstraße 12      

24229 Strande      

Tel. 04349-290      

www.strande.de  

     

Tourist-Information Schwedeneck      

Kurverwaltung      

24229 Surendorf      

Tel. 04308-331      

www.ostseebad-schwedeneck.de

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