Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?
Einfelder See, Bordesholmer See, der Eidertal-Wanderweg erschließen einen interessanten Teil des Moränengebietes der oberen Eider. Koniks und Heckrinder erinnern an ursprüngliche Wildtiere lichter Wälder auf dem verlandeten Eidersee, den beweideten Niedermoorflächen. Der Besuch der Bordesholmer Klosterkirche führt in die bewegte, abwechslungsreiche Schleswig-Holsteinische Geschichte.
Webschreibung:
Vom Parkplatz vor dem Einfelder Bahnhof gehen wir ein kurzes Stück auf dem Fußweg der L 318 in Richtung Kiel, wenden uns aber nach etwa 100 m links ab und folgen dem Weg zum Einfelder See. Dort wandern wir entlang des östlichen Ufers nach Norden, blicken auf den Einfelder See, das jenseitige Ufer.
Die Weichseleiszeit (80000-15000 v. Chr.) als Landschaftsgestalter hat hier wesentlich gewirkt. Während des ersten und zweiten Gletschervorstoßes befand sich das Gletschertor einer 300 – 500 m aufragenden Gletscherzunge bei NeumünsterEinfeld. Gewaltige Schmelzwasserströme ergossen sich über den Einfelder Sander in das Tal der heutigen Aalbek und Stör. Die Eintiefung der Bordesholmer – Einfelder Rinne lässt sich als Tunneltal eines subglazialen Schmelz-wasserstroms erklären. Die Größe der damaligen Gletscher lässt sich erahnen, wenn man bedenkt, das das Nährgebiet der Gletscher über Skandinavien eine Mächtigkeit von 3000 – 5000 m hatte. Die Auswirkungen der Warmzeit nach der letzten Eiszeit lassen sich als „Klimakatastrophe“ deuten, von der in vielen Sagen, Mythen unterschiedlicher Völker Erinnerungen überliefert worden sind: „Und da die sieben Tage vergangen waren, kam das Gewässer der Sintflut auf Erden ..., das ist der Tag, da aufbrachen alle Brunnen der großen Tiefe.“ (1. Mose, Kapitel 7) „Aufsteigen sah ich zum zweiten Male aus Fluten die Erde, die neu sich begrünt. Wasser stürzen, ein Adler kreist darüber, der hoch in den Bergen nach Fischen jagt.“ (Edda – Die Weissagung der Seherin)
Wir folgen dem Uferweg am Einfelder See, lassen uns von den Skulpturen des Bildhauers Koblasa und seiner Schüler inspirieren, der Weg führt uns geradewegs in den Ort Mühbrook. Vor dem Einfelder und Bordesholmer See verbindenden Steingraben, nach dem Restaurant Seeblick biegen wir rechts ab und folgen der Straße, später Fußweg bis zum Südufer des Bordesholmer Sees. Hier lenken wir unseren Schritt nach links entlang des Seeufers und des Waldes. Der reizvolle Weg führt dem Ufer folgend zur ehemaligen Klosterkirche Bordesholm.
Die Klosterkirche wurde 1332 erbaut, vergrößert und verschönert unter der Förderung von Herzog Friedrich von Gottorf und seiner Gemahlin Anna von Brandenburg im Jahr 1502. Bis 1565 diente die Kirche dem Augustiner-ChorHerrenstift. Die Klosterkirche war ab 1514 Grablege der Herzogin Anna von Gottorf geb. von Brandenburg, worauf die im Norden einmalige Bronzetumba des Herzogpaares hinweist. Herzog Friedrich wurde als späterer König von Dänemark im Schleswiger Dom bestattet. Nach der Reformation diente das Kloster als Gelehrtenschule, bis diese 1665 zur Christian-Albrechts-Universität in Kiel erwuchs. „Die Lobgesänge verhallten und die Andacht entwich den schauerlich verödeten Mauern, aber fromme Achtung des Geweihten berührte sie wieder mit pflegender Hand 1726 und Carl Friedrich schuf ihnen eine neue Gemeinde 1737.“ In der ehemaligen Sakristei ruht allein Herzog Carl Friedrich († 1739), der Stammvater des russischen Zarenhauses, seine Ehefrau Anna Petrowna, Tochter Zar Peter des Großen, verstarb nach der Geburt des Sohnes Karl Peter Ulrich am 15.5.1728 in Kiel. Sie wurde nach St. Petersburg überführt. Ein Bildnis des Herzog Carl Friedrich befindet sich im jetzigen Altaraufsatz. Der 1521 aufgestellte berühmte Hans-Brüggemann-Altar wurde 1666 in den Schleswiger Dom überführt.
Die Klosterkirche verlassend setzen wir unsere Wanderung fort in Richtung der Dorflinde von 1580 auf dem alten Tingplatz, halten uns dann rechts, gehen ein kurzes Stück dem Ufer des Bordesholmer Sees, folgend, um nach etwa 200 m in die Straße an der ehemaligen Galerie links abzubiegen. Dieser Straße folgen wir etwa 600 m, bis halbrechts die Straße zur Landstraße L 318 abzweigt, die wir nach weiteren 500 m erreichen. Wir queren die Landstraße L 318 und folgen dem Weg rechts neben dem Autohof in Richtung Schmalsteder Mühle. Ein reizvoller Redder nimmt uns auf, zur Linken blicken wir in ein tiefes Tunneltal. Nahe der Mühle halten wir uns rechts ab, vorbei am großen Mühlenteich und den Wirtschaftsgebäuden der ehemaligen Wassermühle, von deren Betrieb kaum noch etwas zu erkennen ist. Wir unterqueren die L 49 und wandern dann rechts ab auf dem Eidertal-Wanderweg in Richtung Reesdorf. Ein großartiger Blick auf die weite Ebene eines ehemaligen Eidersees ist von hier möglich.
Nach dem ersten und zweiten Eisvorstoß blieben gewaltige Toteismassen zurück. Das Tauen des Toteises schuf zahlreiche Senken, in denen sich Seen bildeten. Das war auch nördlich der Schmalsteder Mühle der Fall. Später bahnte sich das Wasser seinen Weg von Senke zu Senke, der Lauf der Eider entstand. Kurz vor Reesdorf gelangen wir in ein von der Eider tief eingeschnittenes Kerbtal, das durch die Aufschüttung des Bahndamms und die Überbrückung der Eider nicht so eindrucksvoll wie einst ist.
Das im Kerbtal bei Reesdorf durch das Überlaufen einer Toteissenke erodierte Material wurde in den ehemaligen Eidersee geschüttet. Die Verlandung des Eidersees erfolgte bis in historische Zeit und ist heute nur noch auszumachen, wenn man es weiß.
Den kurzen Weg zur Eiderbrücke bis Reesdorf und zurück sollte man unbedingt machen. Die Eiderbrücke von 1803 ist eine Einbogenbrücke einschließlich der Brüstungen aus Granitquadern. Ein C R weist auf den Erbauer hin. Die 150 m von der Brücke gehen wir zurück, wenn wir nicht in Reesdorf einkehren, und folgen dem Eidertal-Wanderweg zwischen der durch das Tal mäandrierenden Eider und dem Bahndamm Kiel-Neumünster Mit etwas Glück erspähen wir in der Eiderniederung die mausgrauen Koniks, eine verwilderte Pferderasse, die dem ursprünglichen Waldtarpan sehr ähnlich ist. Dieses Wildpferd wurde in Mitteleuropa schon im frühen Mittelalter ausgerottet, Restbestände in Polen wurden Ende des 18. Jahrhunderts vernichtet. Auch die extensive Rinderhaltung in der Eiderniederung gilt dem Erhalt der typischen Fauna und Flora dieses renaturierten Gebietes. Als Robustrinder hat man hier eine Herde von Heck-Rindern eingesetzt, Rinder, die im Erscheinungsbild durch Rückzüchtung aus Camarquerindern, spanischen Kampfrindern, Korsikarindern, englischen Parkrindern etc. durch die Gebrüder Heck, Zoodirektoren in München und Berlin, dem ursprünglichen Wildrind, dem Ur oder Auerochsen ähnlich sind. In Deutschland wurde der Ur erstmals vor und nach der Eiszeit vor etwa 250 000 Jahren nachgewiesen. In Mittel- und Westeuropa gingen die letzten Ure in der Zeit zwischen 1200 und 1400 n. Chr. zugrunde nach den großen Rodungen vom 9. bis 11. Jahrhundert. Um 1400 kam der Ur noch in Ostpreußen vor. Die letzte Ur-Kuh starb 1627.
Wir folgen dem Eidertal – Wanderweg, ohne nach Techelsdorf abzuzweigen, ohne die Eider zu überqueren, bis wir nach einem Waldstück von 700 m Strecke nach weiteren 600 m das „Eiderheim“ erreichen. Leider ist der Eiderweg noch nicht über den Heid-Berg ausgebaut, sodass wir die letzten 1.6 km bis Flintbek auf befestigter Asphaltstraße entlang des Bahndamms gehen müssen. Am Sportplatz verlassen wir die Straße und gehen auf einem Verbindungsweg direkt auf den Bushalteplatz und Bahnhof zu.
Bundesland: Schleswig–Holstein
Region:
Landkreis Rendsburg-Eckernförde
AktivRegion Mittelholstein
Startpunkt:
Einfelder Bahnhof
24536 Neumünster
Einfeld
Zielpunkt:
Flintbeker Bahnhof
24220 Flintbek
Freeweid
Verkehrsanbindung Auto:
Start: Von Autobahn A 215 Abfahrt 4 Blumenthal nehmen, von dort auf L 318 in Richtung Neumünster/Einfeld oder von der A 7 Abfahrt Neumünster Nord auf L 318
Ziel: Von Flintbek Bhf. auf L 307, dann auf L 318 in Richtung Kiel oder Autobahnabfahrt Blumenthal der A 215
Verkehrsanbindung ÖPNV:
Start: Mit Regionalbahn DB von Kiel oder Neumünster bis Einfeld
Ziel: Mit Regionalbahn DB von Flintbek nach Kiel oder Neumünster/Einfeld; von Flintbek mit Buslinie 501/502 in Richtung Kiel
Rund- oder Streckenwanderung: Streckenwanderung
Länge: 18 km Geschätzte Dauer: 6 Std. gemächlich, 5 Std. zügig
Markierungszeichen: ab Schmalsteder Mühle als EidertalWanderweg (blauer Fluss auf grünem Grund) bis Eiderheim gekennzeichnet
Höhenunterschied:
Tiefster Punkt: 17 m Höchster
Punkt: 30 m
Anforderungen:
steile Passagen: nie
Trittsicherheit: nie
Schwindelfreiheit: nie
durchgehend kinderwagengerecht: ja
barrierefrei: überwiegend
Besonderer Routencharakter:
Naturwanderung
Kulturwanderung
Kindererlebnistour:
Kindererlebnistour,
von Einfeld bis Bordesholm mit Badestelle,
Grillplatz, Wald
Begehbarkeit: ganzjährig
Sehenswürdigkeiten:
1. Skulpturenpark am Einfelder See
2. Klosterkirche Bordesholm
3. Eiderbrücke bei Reesdorf
4. Koniks und Heckrinder im Eidertal
Einkehrmöglichkeiten:
Einfeld
Schanze am See
Einfelder Schanze 96
24536 Neumünster
Tel. 04321-959580
www.schanzeamsee.de
Einkehr
Mühbrook
Hotel-Restaurant-Cafe Seeblick
Dorfstraße 18
24582 Mühbrook
Tel. 04322-699090
www.seeblick-engel.de
Übernachtung / Einkehr
Reesdorf
Reesdorfer Gartencafé
Böhnhusener Weg 2
24241 Reesdorf
Tel. 04322-2583
Einkehr 1. Mai - Oktober
Techelsdorf
Restaurant An Dörpsdiek
Oberweg 4
24220 Techelsdorf
Tel. 04347-708600
Einkehr (wg. Öffnung vorher anfragen)
Flintbek
Restaurant Flintbeker
im Bürger- und Sportzentrum
Dorfstraße 39
24220 Flintbek
Tel. 04347-809009
www.restaurant-flintbeker.de
Einkehr
Hinweis auf Karten:
Name: Wander- und Freizeitkarte Nr. 8 Kiel - Plön 1 : 50000
Herausgeber: Landesvermessungsamt Schleswig – Holstein 978-3-89130-288-0
Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Eiszeittouren – Rund um Kiel auf dem Fahrrad und zu Fuß Projekt Nord ISBN 3-931099-11-3
Titel: Topographischer Atlas Schleswig-Holstein
Verlag: Karl Wachholtz – Verlag 1966 ISBN 3-8042-11-65-8
Titel: Schleswig-Holsteinisches Hausbuch Bibliothek Rombach ISBN 3-7930-0746-4
Titel: Kunst - Topographie Schleswig-Holstein
Verlag: Karl Wachholtz – Verlag 1969 ISBN
Titel: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Hamburg - Schleswig-Holstein
Verlag: Deutscher Kunstverlag ISBN 3-422-03033-6
Titel: Peter III. Der Prinz von Holstein
Verlag: Sutton Verlag ISBN 3-89702-788-7
Titel: Grzimeks Tierleben
Verlag: Kindler Verlag 1972 ISBN
Bilder:
Christa Berndt / Horst Pöpken
Kartenskizze:
Kai Zarp †
Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig–Holstein“
von Heyer, Wolfgang
Kuhlacker 32a
24145 Kiel
Tel. 0431-713495
www.wanderbares-schleswig-holstein.de
Tourismusorganisation:
Tourist Information Bordesholmer Land
Lindenplatz 14
24582 Bordesholm
Tel. 0700-24582-001
www.bordesholmer-land.de
www.eidertal.bordesholmer.land.de
Angaben zur Person:
von Heyer, Wolfgang
Tel. 0431 – 713495
Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig-Holstein“
Bilder:
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