Die buchenbewaldete Küste zwischen Bockholmwik und Langballigau an der Flensburger Außenförde, das Tal der Langballigau sind landschaftlich besonders reizvolle Abschnitte der schleswig-holsteinischen Ostküste. Die Wanderung führt durch das Tal der mäandrierenden Langballigau, ein großartiges, unter Naturschutz gestelltes Feuchtbiotop, entlang der Küste, schließlich auf immer reizvollen Wegen in den Ort Unewatt mit seiner schönen Windmühle, dem Museumsdorf, an der Au mit Resten einer Wassermühle.
Wegbeschreibung
Die Mühle „Fortuna“ in Unewatt hat eine interessante Geschichte. Hervorgegangen aus einer Mühle von 1780 wurde die Mühle nach Aufhebung des „Mühlenzwangs“ lukrativ und so wurde 1878 ein kompletter Mühlenneubau erstellt. Dieser wurde in den folgenden Jahren noch weiter ausgestattet, erhielt 1922 einen Elektromotor, um auch unabhängig von Wind arbeiten zu können. Aber das Aufkommen von Industriemühlen, Veränderungen in der Landwirt- schaft zwangen schließlich zur Aufgabe. Die Unewatter Mühle war aber die letzte, betriebsgängige Mühle im ehemaligen Kreis Flensburg. Heute ist die Mühle als Museum ein interessantes, funktionsfähiges Objekt eines alten Traditionshandwerks. Beeindruckt, auch von den zahlreichen Legenden, Märchen über Müller, wandern wir auf dem Mühlenweg bergab, denn Mühlen stehen immer auf exponierten Orten, in Richtung Ortsmitte zum Landhaus Unewatt, hier aber zunächst vorbei. Wir überqueren die Langballigau, erfahren, dass die Au bis zur Mündung etwa 4 km zurücklegt, es bis zur Quelle im Raum Schwensby aber 6 km Strecke sind. Auch die Wasserkraft der Auen wurde mit einer Kornwassermühle und einer Buttermühle einst genutzt. Wir schlagen den ausgewiesenen Weg in Richtung Knös ein, lassen die rechts abführenden Wege liegen. Wir freuen uns über eine hübsche Ansammlung der Kornblume am Wegesrand, der Lieblingsblume des preußischen Königshauses, diskutieren die Vorzüge der
Abwesenheit von Kornrade und Mutterkorn im Getreide, über die farblosen Feldränder ohne Mohn und Kornblume.
Bei dem Ortsteil Knös gelangen wir in den vorwiegend von Buchen bestandenen Wald. Aber auch Eschen, einst als männliches Prinzip verehrt, strecken ihre oft nur noch spärlich belaubten Zweige, auch kahlen Zweige, in den Himmel. Wir folgen diesem Waldweg am Hang eines Tales, durch das ein Nebenfließ der Langballigau plätschert. Große Bestände des Riesenschachtelhalms (Equisetum telmateia), mit maximal 2 m Höhe die größte heimische Art, beeindrucken.
Schließlich führt der Weg aus dem Wald heraus auf eine Lichtung zu, die von Robustrindern beweidet wird. Wir nehmen hier den Pfad rechts ab. Der Duft der üppig blühenden Mädesüß lässt uns verweilen. Die Blüten wurden früher als Würze dem Bier und wohl auch dem Met zugesetzt, volksmedizinisch gegen Gicht, Rheuma, Kopfschmerzen wegen des Gehaltes an Salizylsäure verwendet. Wir folgen dem Weg entlang des Hangfußes durch das eiszeitlich entstandene Tunneltal der Langballigau. Die dichte Vegetation im Tal lässt den Verlauf der Au nur erahnen.
Wir gelangen an eine Sitzbank vor dem Weg, der das Tal und die Au quert. Der Abhang zur Rechten ist ein fossiles Kliff der Ostsee, deren Meeresspiegelanstieg vor 5000 – 7000 Jahren zu einem Rückstau des abfließenden Wassers führte. Schwemmsand füllte den Talboden, es entstanden Moor und Bruchwald, eine Entwicklung, die durch Verlegung der Mündung mit Strandwallfächern noch gefördert wurde. Wir queren den Talboden, finden am Ufer der Langballigau die Wasserminze, den Sumpf-Pippau, nehmen die Brücke über die Au, um am Steilhang rechts ab den Weg zu nehmen, der auf die K 97 führt. Hier nimmt uns der lebendige Ort Langballigau auf mit seinem Segelhafen, seinem Badestrand, seinen Lokalen und Geschäften. Wir überqueren die K 97 und folgen der Straße Am Hafen. Von hier führt links ab ein als Wanderweg gekennzeichneter Aufstieg auf die Steilküste, dem wir folgen, mit Interesse die Hinweise auf dem Kulturweg lesen, erfahren, dass auch in der Umgebung von Langballigau aufgrund von Tonvorkommen Ziegel hergestellt wurden, später diese Gegend die Obstkammer Angelns war, wovon beim Aufstieg alte mächtige Äpfelbäume noch Zeugnis ablegen. Der Weg aufwärts bietet einen ausgezeichneten Ausblick auf die Flensburger Außenförde, auf die gegenüber
liegende dänische Halbinsel Broager. Dieser Ausguck wurde, wie ein Gedenkstein ausweist, auch schon während der napoleonischen Kriege, während der deutschdänischen Kriege genutzt, um feindliche Kriegsschiffe auszumachen.
Auf der Höhe wenden wir uns rechts ab in Richtung Hohenau, nehmen vor einem Hof den ausgewiesenen Wanderweg und wandern dann direkt auf den Wald zu in westlicher Richtung. Im Wald nehmen wir die Wege links ab, die uns in Nähe des südlichen Waldrandes halten. Wir gelangen dann auf den Weg in Richtung Siegumlund, durchqueren den Wald geradeaus, bis wir an eine Lichtung gelangen, durch die ein Wiesenweg auf die wenigen Häuser von Siegumlund zuführt. Ein üppiger Bestand der Acker-Kratzdistel auf einer Brache lockt Schmetterlinge, wespenartige und sonstige Insekten.
An den hübschen Häusern von Siegumlund vorbei führt unmittelbar nach einer Linkskurve der Ortsstraße der Weg wieder in den Wald hinein. Wir folgen dem Weg, um schließlich in nördlicher Richtung nahe am Waldrand durch ein Feuchtgebiet das Ufer der Förde bei Bockholmwik zu erreichen. Hier nehmen wir den Weg rechts ab, wohl auch auf einem Nehrungshaken, der die ehemalige Steilküste von der Ostsee abgetrennt hat. Auf den von Staunässe charakterisierten Wiesen grasen Rinder. Der Weg führt schließlich durch die Dünen am Strand. Typische salztolerante Pflanzen wie Strand-Melde, Meersenf, Salzmiere begegnen uns. Schließlich wird der Strand steinig, bis ans Ufer gefallene Bäume (die man leider entfernt hat) zeugen von der Dynamik der Küste, viele Tonschichten mit Quellaustritten sorgen neben der anstürmenden Ostsee für den Abtrag der Küste. Wir verlassen hier den Strand, folgen dem Pfad, der oberhalb der Steilküste auf und ab führt, teilweise an Quellfluren vorbei, bis der Weg uns schließlich bergauf über eine ausgebaute Treppe auf den Weg nach Hohenau bringt. Von Hohenau wandern wir den bereits bekannten Weg zurück nach Langballigau, überqueren wieder die K 97 und nehmen den Pfad hinein in das Tal der Langballigau. Die Brücke über die Au überschreiten wir nicht, sondern wandern geradeaus am Fuß des nicht mehr aktiven Kliffs. Ein herrlicher schattenreicher Waldweg mit Blick auf die dicht bewachsene, nicht mehr wie früher entwässerte und
beweidete Talaue, nimmt uns auf. Dann führt der Weg abwärts über die mäandrierende Au. Sumpfbaldrian säumt den Weg. An der nächsten Wegkreuzung nehmen wir den Weg rechts ab in Richtung Unewatt, erleben einen ursprünglichen wildnisreichen Abschnitt des Tales. Über einen Bohlenweg queren wir dann wieder das Tal, biegen links ab in Richtung Unewatt. Vorbei an einer Kläranlage mit Teichwirtschaft, ohne jede Geruchsbelästigung, führt der Weg auf einen asphaltierten Zubringer zur Kläranlage, der uns mit Blick auf Unewatt und seine Mühle zurück an den Startpunkt bringt. Im Knick am Wegesrand leuchten und duften die großen gelblichen Blüten des Waldgeißblattes. In Unewatt lädt der schön angelegte Biergarten des Landhauses Unewatt zu einer erfrischenden Rast. Von hier sind es nur noch wenige Meter zum Parkplatz des Museumsdorfes Unewatt oder der Mühle „Fortuna“.
Bundesland: Schleswig–Holstein
Region: Kreis Schleswig -Flensburg
AktivRegion Mitte des Nordens
Wegezuordnung: Ostseeküstenradweg
Start- und Zielpunkt:
Windmühle „Fortuna“
Mühlenweg
24989 Dollerup /Unewatt
Verkehrsanbindung Auto:
aus Richtung Hamburg: Auf der A 7 bis zur Abfahrt 4 Tarp; von dort auf der L 193/L 292 über Großsolt bis Sörup. Von Sörup in Richtung Grundhof auf der K 96 bis zur Nordstraße (B 199). Hier links abbiegen in Richtung Flensburg und erste Abfahrt rechts in Richtung Unewatt. Von Kiel über B 76 bis Eckernförde, weiter auf B 203 bis Kappeln, von Kappeln auf B 199 bis Abfahrt nach Terkelstoft. Von hier gelangt man zur Unewatt-Mühle.
Verkehrsanbindung ÖPNV: Mit DB bis Flensburg. Von Bhf. Flensburg mit Buslinie 1 zum ZOB. Weiter mit Buslinie 1605 bis Unewatt Nordstraße, Langballig.
Rund- oder Streckenwanderung: Rundwanderung
Länge: ca. 15 km
Geschätzte Dauer: ca. 5 Stunden
Markierungszeichen: keine
Höhenunterschied:
Tiefster Punkt: 0 m
Höchster Punkt: 30 m
Anforderungen:
steile Passagen: nie
durchgehend kinderwagengerecht: nein
barrierefrei: nein
Besonderer Routencharakter:
Naturwanderung
Kulturwanderung
Begehbarkeit: ganzjährig
Sehenswürdigkeiten:
1. Naturschutzgebiet und Stiftungsland „Tal derLangballigau“
2. Kulturweg durch Langballigholz
3. Steilufer zwischen Bockholmwik und Langballigau
4. Landschaftsmuseum Angeln in Unewatt mit Mühle „Augusta“
Einkehrmöglichkeiten:
Landhaus Unewatt
Unewatter Straße 8
24977 Langballig
Tel. 04636-9771244
www.landhaus-unewatt.de
Einkehr
Anna und Meehr
Am Hafen 9
24977 Langballigau
Tel. 04636-9799824
www.anna-und-meehr.de
Einkehr
Förde Camping Bockholmwik Ostsee
mit Gaststätte Fördeblick
Bockholmwik 19
24960 Bockholmwik
Tel. 04631-2088
www.foerde-camping.de
Übernachtung / Einkehr
Hinweis auf Karten:
Name: Wander- und Freizeitkarte Nr. 4 Flensburg - Kappeln 1 : 50000
Herausgeber: Landesvermessungsamt Schleswig – Holstein 3-89130-284-3
Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Naturführer durch Schleswig-Holstein Band 2
Verlag: Wachholtz - Verlag ISBN 978-3-529-05416-7
Titel: Museums Führer Schleswig-Holstein
Verlag: Wachholtz - Verlag ISBN 978-3-529-02768-0
Titel: Wildnis in Schleswig-Holstein
Verlag: Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume ISBN 978-3-937937-49-6
Titel: Die Deutsche Ostseeküste
Verlag: Gebr. Bornträger Verlagsbuchhandlung ISBN 978-3-937937-49-6
Bilder:
Gerlind Lind
Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig–Holstein“
GPS-Track und Kartenskizze:
Stefan Beck
Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig–Holstein“
Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig–Holstein“
von Heyer, Wolfgang
Kuhlacker 32a
24145 Kiel
Tel. 0431-713495
g-g-lind@t-online.de
www.wanderbares-schleswig-holstein.de
Tourismusorganisation:
Touristinformation Amt Langballig
Süderende 1
24977 Langballig
Tel. 04636-8880
www.tourismus@langballig.de
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