Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?
Acht Kilometer grünes Kiel verdeutlichen die Entstehung des Handelsplatzes und der Marinestation Kiel sowie zahlreiche kulturelle Sehenswürdigkeiten, die zeigen können, was die Stadt Kiel ausmacht.
Wegbeschreibung:
Unser Weg durch das grüne Kiel beginnt und endet an der Kieler Förde, an der Reventloubrücke, von der man die Kieler Außenförde und die Fortsetzung des Europäischen Fernwanderweges E 1 / E 6 an der Schwentine in Neumühlen erreichen kann. Die Kieler Förde entstand als Gletscherzungenbecken während der Weichseleiszeit, durch End- und Seitenmoränen begrenzt und in seiner Breite eingeengt.
Beeindruckend liegt noch immer der ehemalige Bau der Marineakademie von 1888 am Ufer der Förde, seit 3. Mai 1950 Sitz des Schleswig-Holsteinischen Landtags, mehrerer Ministerien und der Staatskanzlei. Wir beginnen unsere Wanderung entlang des Fördeuferwegs mit Blick auf die Anlagen der Howaldt-Werft, den Schweden- und Norwegen-Kai. Kurz vor dem weltberühmten Institut für Ozeanologie führt ein Weg rechts ab durch eine Parkanlage hinauf zum Düsternbrooker Weg. Wir queren die Straße, wenden uns vor dem Schwanenweg nach rechts und steigen dann den steilen Treppenweg zu den Häusern Düsternbrooker Weg 37/39a in Richtung Kirchenstraße hinauf. Seitenmoränen können steil sein. Oben sehen wir zur Rechten den ehemaligen Anschütz-Park, in dem Anschütz, der Erfinder des Kreiselkompasses, mit Einstein wissenschaftliche und patentrechtliche Probleme erörtert haben soll.
Von der Kirchenstraße biegen wir rechts ab auf einen Weg, der zur Paulus-Kirche führt. Ehemals als Marine-Garnisonkirche mit Nähe zum Kasernenkomplex an der Feldstraße und zum Marine-Lazarett gebaut hat der Turm der Kirche noch heute eine signalhafte Fernwirkung. Innerhalb und außerhalb der Kirche gibt es zahlreiche Hinweise auf die Marinegeschichte, das Denkmal vor der Pauluskirche erinnert an den Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg. Wir steigen die Treppe hinab zum Niemannsweg und setzen unseren Weg links ab fort in Richtung Klaus-Groth-Platz, wo wir am Schwestern-Gang deutlich den Bau des ehemaligen Marine-Lazaretts, jetzt Uniklinik, erkennen.
Wo jetzt die DRK Geschäftsstelle steht, weist ein Gedenkstein auf das Wohnhaus, die „Kajüte“, Haus Quickborn des Dichters Klaus Groth hin. Als 1881 vom neu errichteten Turm der Garnisonkirche das erste Glockenläuten ertönte, dichtete er:
Dat weer domals -
min Böm wussen op,
wussen mi öwern Kopp,
Rapphahn und Swans
gungen weg.
Wi kregen en Swanenweg,
Brunswik war en Vorstadt,
Kiel war en Weltstadt -
wat en Vergnögen.
Vom Schwanenweg gelangen wir vorbei am „Literaturhaus“ in den Botanischen Garten, der 1873 von Botanikern der Universität als Landschaftspark gestaltet wurde. 1868 war er von dem Textilfabrikanten Brauer als Landschaftsgarten gekauft worden und nach den Vorgaben des königl.-dänischen Justizrat Christian Hirschfeld, der „Theorie der Gartenkunst“, angelegt worden. Durch den Botanischen Garten steigen wir auf die Anhöhe mit seinem aussichtsreichen Turm. Von hier geht es hinter den Instituten über Treppen hinab zum Düsternbrooker Weg. Die Frauenklinik der CAU ist aus der 1862 vollendeten herzoglichen Hebammenlehr- und Gebäranstalt hervorgegangen, ein Kristallisationspunkt für die zwischen 1872 und 1891 auf Weideland entstandenen zahlreichen Klinik- und Institutsbauten. Auf dem Düsternbrooker Weg gehen wir in Richtung Innenstadt, vorbei an der Kunsthalle, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Mäzenatentum und öffentliche Vorlesungen zu hohen Eintrittspreisen gebaut und finanziert worden ist. Am gegenüber liegenden Haus Seeburg mahnt eine Erinnerungstafel an die Unvorhersehbarkeit der Geschichte, an den Beginn eines grauenvollen 20. Jahrhunderts. Die Steintafel trägt die Inschrift: „Gestiftet zur Erinnerung an die Feier 25-jähriger friedlicher Regierung Wilhelm II. 1888 – 1913.
Vom Düsternbrooker Weg betreten wir den Schlossgarten, sehen auf die ehemalige „Alte Bibliothek“ von Martin Gropius, die im 2. Weltkrieg 250000 Bände durch Brandbomben verloren hat, jetzt das Institut für Geschichte der Medizin und Pharmazie beherbergt. Mitten im Schlossgarten steht das Reiterdenkmal Wilhelm I. Aus Anlass des Todes Kaiser Wilhelm I. wurde 1888 die Bevölkerung Schleswig-Holsteins zu einer Spende aufgerufen. Das Denkmal wurde von dem Husumer Bildhauer Adolf Brütt geschaffen. Die Reliefs am Sockel zeigen die Schlacht bei Eckernförde 1849 und die Grundsteinlegung zum Kaiser Wilhelm-Kanal 1887, außerdem die Widmung „Wilhelm dem Ersten – Das befreite Schleswig-Holstein“. Der Einschmelzung im 2. Weltkrieg entging die Figur, aus den ehemaligen allegorischen Gestalten am Denkmalsockel wurde Kanonenbronze. Vom Schlossgarten wechseln wir über die Dänische Straße in den Ratsdienergarten, folgen dem Weg in Richtung Kleiner Kiel, lassen links das Revolutionsdenkmal, das an den Matrosenaufstand erinnert. Diese rissen 1918 die Feuer aus den Kesseln der Kriegsflotte, um einer aussichtslosen Seeschlacht zu entgehen. Am Kleinen Kiel treffen wir auf das Klaus-Groth-Denkmal, das 1947 auf einem Hamburger Schrottplatz wiederentdeckt wurde, dort unter der Bezeichnung
„Unbekannter alter Mann, großer Zivilist“ registriert. Der Weg auf dem Lorentzendamm am Kleinen Kiel gibt einen schönen Blick auf den Kern Kiels mit der zentral gelegenen Nikolai-Kirche. Auf dem Kleinen Kiel schwimmen, das Sonnenlicht reflektierend die segelbootartigen Objekte des Kieler Künstlers Ulrich Behl.
Wir queren die Bergstraße, folgen dem Lorentzendamm, vorbei an der Sparkasse, dem Justizministerium. Vor dem Hiroshima-Park schlagen wir rechts ab die „Beamtenlaufbahn“ ein und gelangen zur Gartenstraße. Weiter geht es durch die Blumenstraße, vorbei an der für reale Tatorte zuständigen Kriminalpolizeistelle, in die Wilhelminenstraße, in die wir links ab einbiegen. Vorbei an der ehemaligen Fachhochschule geht es über den Knooper Weg in die Humboldtstraße und weiter zur Goethestraße am Schrevenpark. An der Ecke Humboldt-/Goethestraße weist ein Mahnmal von 1989 auf die im November 1938 zerstörte Synagoge hin, auf die bereits am 3.8.1932 ein Sprengstoffanschlag ausgeübt worden war. Beeindruckt betreten wir den Schrevenpark. Der ursprünglich weitaus größere Teich diente neben dem nördlich des Exerzierplatzes gelegenen Galgenteich als Trinkwasserspeicher, von denen aus das Regenwasser in hölzernen Leitungen in die Stadt Kiel lief. Erst 1870 erhielt Kiel nach einer Typhusepidemie eine angemessene Wasserversorgung. Im Uhrzeigersinn umrunden wir den Schreventeich, verweilen im Rosengarten mit der „Schlummernden“, der auch „Venus von Kilo“ genannten Skulptur. Wir erreichen die Goethestraße in der Nähe des Lessingplatzes, überqueren den Knooper Weg zur Mittelstraße, wo wir den Weg durch die Parkanlage bis zur Holtenauer Straße nehmen. Diese überqueren wir und setzen den Weg fort durch die Parkanlage, die zur Koldingstraße führt. Dort setzen wir unseren Weg fort auf dem Harro-Schulze-Boysen-Weg vorbei an der Kieler Gelehrtenschule zur Rechten, die im 2. Weltkrieg noch im jetzigen Hiroshima-Park stand. Mit dem Neubau eines Radiologischen Instituts im Pastor Husfeld Park wird wieder eine Grünanlage unwiederbringlich überbaut. Eine Gedenktafel in diesem noch bestehenden Grüngürtel mahnt: Andreas Gayk 1946 – 1954 Oberbürgermeister unserer kriegszerstörten Stadt hatte die Idee, den Trümmerschutt durch 100 000 Bäume, die von Schulkindern gepflanzt wurden, zu binden und den uner- träglichen Anblick der schweren Schäden mit ihrem Grün zu verhüllen. Die Bäume haben dem Wiederaufbau weichen müssen, schneller als damals vorauszusehen war. In dieser kleinen Anpflanzung sind die letzten Bäume erhalten, die von dieser Tat Zeugnis ablegen. Stadt Kiel Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
Wir erreichen die Feldstraße, überqueren diese und gehen durch den Schwesterngang auf den Niemannsweg. Noch einmal werfen wir einen Blick auf die Portalseite der Pauluskirche, setzen unseren Weg fort auf dem Niemannsweg, bis wir in den Karolinenweg rechts ab biegen können.
Nach wenigen Metern nehmen wir den Weg links ab zur Krusenkoppel, werfen von dem Höhenweg einen Blick über den eindrucksvollen Kieler Hafen, steigen ab zum Haus der Weltwirtschaft, von wo wir zum Hindenburgufer gelangen, auf dem wir bald unser Ziel, die Reventlourücke erreichen.
Bundesland: Schleswig–Holstein
Region: Landeshauptstadt Kiel
Wegezuordnung: Europäischer Fernwanderweg E 1 / E 6 Ostseeküstenradweg
Start- und Zielpunkt:
Reventlouallee 2
24105 Kiel
Düsternbrook
Bushaltestelle Reventlou
Verkehrsanbindung Auto:
Von der A 215 auf die B 76 in Richtung Lübeck; nach Überquerung der Friesenbrücke über die Bahngleise rechts halten, dann scharf links ab in die Bahnhofstraße, die Straße entlang dem Hafenufer bis in den Düsternbrooker Weg. Am Landeshaus erreichen wir den Start- und Zielpunkt.
Verkehrsanbindung ÖPNV:
Von Kiel Hbf. mit Buslinie 41/42 oder mit Buslinie 51 bis Reventloubrücke fahren.
Rund- oder Streckenwanderung: Rundwanderung
Länge: 8 km Geschätzte
Dauer: 3 Std. gemächlich, 2 Std. zügig
Markierungszeichen: keine
Höhenunterschied:
Tiefster Punkt: 2 m
Höchster Punkt: 25 m
Anforderungen:
steile Passagen: selten
durchgehend kinder- wagengerecht: überwiegend
barrierefrei: nein, aber auf vielen Abschnitten
Besonderer Routencharakter:
Naturwanderung
Kulturwanderung
Begehbarkeit: ganzjährig
Sehenswürdigkeiten:
1. Landeshaus und ehemalige Marineakademie
2. Pauluskirche
3. Alter Botanischer Garten
4. Schlossgarten
5. Kleiner Kiel
6. Schrevenpark
7. Krusenkoppel
Einkehrmöglichkeiten:
Louf
Reventlouallee 2
24105 Kiel
Tel. 0431-551178
Einkehr
Restaurant & Café Seeburg
Düsternbrooker Weg 2
24105 Kiel
Tel. 0431-561125
Einkehr
N.I.L.
Holtenauer Straße 40 c
24105 Kiel
Tel. 0431-2596968
Einkehr
www.nil-kiel.de
Hinweis auf Karten:
Name: Radwege in Kiel 1 : 20000
Herausgeber: Landeshauptstadt Kiel ISBN 3-9808839-0-6
Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Kiel erleben Grüne Wege in der Stadt: Kiellinie & Düsternbrook Zentrum
Herausgeber: Landeshauptstadt Kiel Grünflächenamt Kehdenstraße 2-10, 24103 Kiel
Titel: Kunst im Freien und Denkmale in Kiel und Umgebung
Verlag: Walter G. Mühlau ISBN 3-87559-071-6
Titel: Begegnungen mit Kiel
Verlag: Wachholtz - Verlag ISBN 3-529-027-22-7
Bilder: Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig–Holstein“
Kartenskizze: Kai Zarp †
Copyright by
Landesvermessungsamt Schleswig-Holstein
Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung
Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig–Holstein“
von Heyer, Wolfgang
Kuhlacker 32a,
24145 Kiel
Tel. 0431-713495
www.wanderbares.schleswig-holstein.de
Tourismusorganisation:
Tourist Information Kiel
Andreas-Gayk-Straße 31
Neues Rathaus
24103 Kiel
Tel. 0431-67910-0
www.kiel-tourist.de
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