Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?
Seit Millionen von Jahren hat sich unser Körperbau, unser Stoffwechsel, unser Denken, unsere sinnliche Wahrnehmung der Umwelt der erforderlichen Bewegung als Jäger und Sammler angepasst. „Wir sind geborene Wanderer.“ Mangelnde Bewegung gibt es erst in unserer technisierten Welt. Einst ein Privileg, sich nicht bewegen zu müssen, wird Bewegungsarmut heute zum Auslöser zahlreicher sogenannter Zivilisationskrankheiten. Die in unseren Wandertipps vorgestellten Kurzwanderungen sollen die Möglichkeiten sinnlicher, bewegter Erfahrung vermitteln, einen Anreiz geben, auch längere Wanderungen mit der Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig-Holstein“ oder auch allein zu wagen.
Wegbeschreibung
Von der Straße Meimersdorfer Moor gehen wir den Fußweg in Richtung Südwesten zum Meimersdorfer Moor, bis wir auf die Poppenbrügger Au treffen. Das in einem Seitental der Eider entstandene Meimersdorfer Moor wurde wie die meisten Moore weitgehend entwässert und abgetorft. Die ursprüngliche Moorfläche ist heute von Birken und Erlen bewachsen oder Grünland. In einigen Bereichen sind aber noch abgetorfte Moortümpel zu erkennen, ein Gebiet mit geschützten Tier- und Pflanzenarten.
An der Poppenbrügger Au biegen wir rechts ab auf einen schmalen Pfad durch den anstehenden Wald, der uns zu der Unterführung unter der ehemaligen B 4 (jetzt L 318) bringt. Nach der Unterführung gelangen wir rechts ab in das Viehburger Gehölz.
Das etwa 70 ha große Vieburger Gehölz ist ein sehr alter Waldbestand. Es gehört wahrscheinlich zum ausgedehnten „Isarnho“ (Eisenwald), einem Wald, der sich von der Schlei über Eckernförde bis Kiel und weiter bis Lübeck erstreckte, ein so dichter Wald, dass ein Eichhörnchen diesen, ohne den Boden zu berühren, durchqueren konnte. Das Vieburger Gehölz ist ein beliebtes, geeignetes Naherholungsziel mit ausgeprägten Hügelstrukturen von bis zu 40 m Höhe.
An gewaltigen Buchen vorbei folgen wir dem Waldweg, bis wir an der ersten Wegkreuzung links abbiegen können und an einem kleinen See zur Rechten vorbei auf den heute als Festplatz genutzten von einer prächtigen Lindenallee gesäumten Weg stoßen.
Hier stand einmal das Gut Vieburg, von dessen Gutspark neben der Friedenseiche von 1871 nur noch wenige alte Eiben und Wacholder zu finden sind. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde von Gut Vieburg der Hof Petersburg im Eidertal abgetrennt. Der Name des Hofes geht auf die Tochter des russischen Zaren Peter I. der Große, Anna Petrowna (1708-1728) zurück, die den im Kieler Schloss aufgewachsenen Karl Friedrich Herzog von Holstein Gottorf (1700-1739) 1725 in St. Petersburg heiratete.
Am 8. Juli 1725 wurde zu Ehren des Brautpaares auch in Kiel gefeiert. Auf die Teilnahme des Brautpaares, das sich in Russland befand, musste man verzichten. Am 26.8.1727 kam das Paar mit einer russischen Fregatte nach Kiel. Anna Petrowna war schwanger und gebar am 21.2.1728 den Sohn Karl Peter Ulrich, den späteren Zaren Peter III.
Am 15. Mai 1728 starb Anna Petrowna an den Folgen einer Erkältung und wurde mit militärischem Geleit nach St. Petersburg überführt. Am 18. Juni 1739 starb Peters Vater Karl Friedrich. Herzog Karl Friedrich wurde in der Klosterkirche von Bordesholm beigesetzt.
Von der Anhöhe des Gutsparks führt der Weg zunächst seicht, dann deutlich abschüssig hinab, auf einen Waldweg, der dem Waldrand des Vieburger Gehölzes mit Blick auf das Eidertal folgt. Auf dem Weg von der Anhöhe hinab können wir nachvollziehen, warum die Eider in ihrem Fluss in Richtung Kieler Förde von dem sog. „Hornheimer Riegel“, auf dem das Vieburger Gehölz wächst, gestaut und nach Westen abgedrängt wird, und statt nach 5 km in die Ostsee nach 180 km in die Nordsee mündet. Ein Gletschervorstoß während der letzten Weichseleiszeit hat als Endmoräne den Riegel aufgeschoben und damit den Abfluss der Schmelzwässer über das Eidertal abgeriegelt, aber auch den späteren Abfluss der Eider in umgekehrter Richtung in die Kieler Förde verhindert.
Auf dem Weg am Waldrand bleiben wir etwa 500 m, bis ein Weg rechts abzweigt. Dieser ist kinderwagengerecht. Wir aber nehmen den halbrechts abzweigenden schmalen Pfad in den Wald, der steil auf eine Anhöhe hinauf führt, auf der wir uns rechts halten. Auf diesem Waldpfad erreichen wir, einen links in die Siedlung führenden Weg überquerend, auf einen breiten Waldweg, dem wir nach links ab folgen und auf diesem auf eine Anhöhe gelangen. Dem breiten Waldweg von hier folgen wir zunächst, folgen dann einem Pfad, der rechts ab an eine Sumpfniederung führt, uns zum Haus des Waldkindergartens, der früheren Försterei, bringt. Von hier folgen wir dem breiten Weg, der uns durch das Vieburger Gehölz zum Fernmeldeturm führt. Dieser wurde 1972 erbaut und hat mit 230 m eine beachtliche Höhe. Kurz vor dem Turm biegen wir links ab, verlassen den Wald, gelangen durch eine Kleingarten-Kolonie zum Froschteich mit gleichnamiger Einkehrmöglichkeit.
Vom Restaurant „Zum Froschteich“ gehen wir durch das Kleingartengelände in das Vieburger Gehölz zurück, durchqueren das Gehölz bis in Nähe der B 404, biegen dann auf den Weg, der zunächst der B 404 etwa parallel folgt, dann aber durch herrlichen Buchenwald in Richtung Ausgangspunkt führt. Bei den gewaltigen Buchen biegen wir auf den links abzweigenden Weg, der uns wieder zur Unterführung der L 318 bringt. Geradeaus, vorbei am Hundetrainingsplatz, gelangen wir zur Meimersdorfer Moor-Straße, unseren Startpunkt.
Bundesland: Schleswig–Holstein
Region: Stadt Kiel
Wegezuordnung: keine
Start- und Zielpunkt:
Meimersdorfer Moor
24145 Kiel
Poppenbrügge
Verkehrsanbindung Auto:
Von Kiel auf der B 404 die erste Abfahrt rechts nach der Abzweigung der L 318 in die Straße Meimersdorfer Moor nehmen zum Parkplatz in Richtung Vieburger Gehölz
Verkehrsanbindung ÖPNV:
Ab Kiel Hbf ZOB mit Buslinie 41/42 bis zur Haltestelle Karlsburg, von dort sind es 200 m bis in die Meimersdorfer Moor-Straße
Rund- oder Streckenwanderung: Rundwanderung
Länge: 5 km
Geschätzte Dauer: 2 Std. gemächlich, 1,5 Std. zügig
Markierungszeichen: keine
Höhenunterschied:
Tiefster Punkt: 19 m
Höchster Punkt: 36 m
Schwierigkeitsgrad: leicht
Anforderungen:
steile Passagen: nie
Trittsicherheit: nie
durchgehend kinderwagengerecht: ja
barrierefrei: nein, Ausweichmöglichkeiten sind aber gegeben
Besonderer Routencharakter:
Auswahlmöglichkeiten: 3000 Schritte / Spaziergang
Naturwanderung
Kulturwanderung
Kindererlebnistour
Begehbarkeit: ganzjährig
Sehenswürdigkeiten:
1. Meimersdorfer Moor
2. Vieburger Gehölz
3. ehemaliger Gutspark Vieburg
4. Fernmeldeturm
Einkehrmöglichkeiten:
Kiel
Zum Froschteich
Krummbogen 45 a
24113 Kiel
0431-642615
Einkehr
Hinweis auf Karten:
Name: Wander- und Freizeitkarte Nr. 8
Kiel - Plön 1 : 50000
Herausgeber:
Landesvermessungsamt Schleswig – Holstein
978-3-89130-288-0
Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Grüne Wege in der
Stadt: Drachensee & Schulensee & Vieburg
Landeshauptstadt Kiel - Grünflächenamt
Tourist Information Kiel
www.zarpeterIII.de Titel:
Geschichte Schleswig-Holsteins Verlag:
Walter G. Mühlau Verlag Kiel ISBN 3-87559-00-3-0
Titel: Bewegung – Die Kraft, die Krankheiten besiegt und das Leben verlängert
Verlag: S. Fischer Verlag ISBN 978-3-10-004414-3
Titel: Die Steinzeit steckt uns in den Knochen - Gesundheit als Erbe der Evolution
Verlag: Piper Verlag ISBN 978-3-492-05271-9
Titel: Peter III – Der Prinz von Holstein
Verlag: Sutton Verlag ISBN 3-89702-788-7
Bilder:
Wolfgang von Heyer
Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig–Holstein“
Kartenskizze: Kai Zarp †
Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig–Holstein“
von Heyer, Wolfgang
Kuhlacker 32a
24145 Kiel
Tel. 0431-713495
Tourismusorganisation:
Tourist Information Kiel
Andreas-Gayk-Str. 31
24103 Kiel
Tel. 0431-67910-0
Fax 0431-67910-99
info@kiel-tourist.de
www.kiel-tourist.de
Angaben zur Person:
von Heyer, Wolfgang
Tel. 0431 – 713495
Interessengemeinschaft
“Wanderbares Schleswig-Holstein“
Downloads: