Über sieben Brücken musst du geh'n

Im Einzugsbereich der Stör liegt eingebettet in die Itzehoer Geest das Tal der Rantzau. Renaturierungsmaßnahmen am Verlauf der Rantzau, Mischwaldentstehung auf dem einst riesigen Gebiet des Truppenübungsplatzes Lockstedter Lager haben ein herrliches Gebiet zum Wandern geschaffen, das Teil des Naturparks Aukrug ist. Sieben Brücken über die Rantzau machen Geschichte bewusst, machen deutlich,  was aktiver Naturschutz bewirken kann. 

Wegbeschreibung:

 

Vom Startpunkt an der Kreuzung von Haupt- und Dorfstraße in Peissen wandern wir auf der Hauptstraße (K 35) ein kurzes Stück in westlicher Richtung, treffen auf den markierten Jakobs-Pilgerweg und Ochsenweg. Ein auf hohem Pfahl eingerichtetes Storchennest ist belegt, deutet auf nahrungsreiche Niederungen der Rantzau und ihres Einzugsgebietes hin. An einem eindrucksvollen reetgedeckten Bauernhaus weist uns der markierte Weg über die K 35 nach links. Nach etwa 200 m durch eine schöne Eichenallee genießen wir den Blick in das weite Auental, in dem schwarzbunte Kühe auf der Weide stehen. Wir folgen dem als Ochsenweg/Jakobsweg gekennzeichneten Weg. An den die Wiesen entwässernden Gräben stehen Mädesüß, Wolfstrapp, das zottige Weidenröschen, die Kuckucks-Lichtnelke. Schon stehen Maisflächen bis an den Weg heran. Diesen folgt ein Waldstück. Am Wegrand stehen Eichen, Faulbaum, Eberesche. Stark duftendes Wald-Geißblatt windet sich empor. Nach 500 m entlang des Waldes folgen wir nicht mehr dem gekennzeichneten Weg, sondern biegen an der Weggabelung links ab, überqueren nach wenigen Metern die Roonbrücke über einen schmalen Seitenzufluss der Rantzau. Roonbrücke, Moltkebrücke, Loignybrücke, Bismarckbrücke, Orleansbrücke, die wir überschreiten wollen, Bismarck-Höhe, Moltke-Höhe erinnern an die Vergangenheit des „Preußischen Lagers bei Lockstedt“ später „Truppenübungsplatz Lockstedter Lager“ genannt. In seiner größten Ausdehnung umfasste dieses ein Gebiet von 60 km² auf der ausgedehnten Heidefläche zwischen Kellinghusen und Itzehoe in den Grenzen zwischen Hohenaspe, Schlotfeld, Lohbarbek, Mühlenbarbek, Lockstedt, Silzen. Die Ortschaft Ridders diente als Zielgebiet der schweren Batterien eines FeldartillerieRegiments. Ab 1872, nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71, wurde das Preußische Lager zu einem riesigen Truppenübungsplatz ausgebaut, dessen Höhen, Brücken über die Rantzau nach militärischen Größen dieses Krieges benannt wurden. Generalfeldmarschall Albrecht Graf Roon, Kriegsminister und ab 1872 preußischer Ministerpräsident, Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke, Chef des Generalstabes der preußischen Armee, Otto Fürst von Bismarck waren diese Größen. Über die Roonbrücke folgen wir dem Weg bis zur Straße, biegen hier rechts ab und wandern in südliche Richtung bis zur unbenannten Brücke über die Rantzau. Die Rantzau ist ein ganz besonderer Bach, durch EU-Regelungen geschützt, da in ihm die seltenen Neunaugen leben. Neunaugen sind Wassertiere, die Aalen ähnlich sind, unterhalb ihrer zwei Augen acht Kiemen- öffnungen besitzen, die man für Augen halten kann. Die Neunaugen brauchen für ihre Eiablage fließende Gewässer, jegliche Störung muss unterbleiben. Von dieser Brücke sind es noch etwa 500 m, bis links ab die Straße nach Hohenfiert verläuft. Wir wandern hier aber rechts ab in einen wenig gepflegten Feldweg, der uns schließlich über die Moltkebrücke bringt. Auf der westlichen Seite der Moltkebrücke ist der Weg gut zu begehen, bringt uns nach 250 m wieder auf den Ochsenweg, wo wir an einer Bank eine Ruhepause einlegen können. Auf dem Ochsen- und auch Jakobsweg wandern wir links ab weiter bis Ridders, können an der Brücke über die Rantzau etwas über die Geschichte des Ortes Ridders erfahren. Wir setzen unseren Weg aber östlich der Au auf dem gekenn- zeichneten Weg fort, queren die K 47, nehmen dann nach etwa 500 m den Wirtschaftsweg links ab zur Loignybrücke. Die Schlacht bei Loigny und der Angriff auf und die Einnahme von Orleans am 4./5. Dezember 1870 waren wesentliche Voraussetzungen für die Kapitulation der Franzosen in Paris am 28.01.1871. Wir überqueren die Loignybrücke, folgen dem Feldweg, ohne nach links abzubiegen. Erst kurz vor dem Wald nehmen wir den Weg rechts ab, der uns an das reizvolle Tal der Rantzau bringt, die wir abermals über die Bismarckbrücke queren. Ein schöner Waldweg führt hinauf, bis wir wieder den Ochsenweg/Pilgerweg erreichen, wo wir nach links, in Richtung Süden wandern. Den Weg zur Orleansbrücke nach etwa 500 m können wir leider nicht gehen. „Orleans ist gefallen“, die Orleansbrücke existiert nicht mehr. Wir wandern daher 500 m weiter bis zur Abzweigung nach links zur Förstereibrücke. An der Brücke eröffnet sich uns ein herrlicher Blick auf das Tal der Rantzau. In der Rantzau auf der Höhe des Holsteiner Waldes und des Schlotfelder Grabens haben Restbestände der ursprünglichen Bachbewohner wie Bach-Neunauge, Bachforelle überlebt. Im Jahr 2000 wurde gemäß EU-Vorgaben mit der Regeneration des Rantzausystems. begonnen. Hier an der Förstereibrücke kann man die Maßnahmen wie Rückbau der Sohlabstürze, natürliche Sandfänge, Steinschüttungen, Anpflanzung uferbegleitender Gehölze, Herstellung natürlicher Windungen des Baches gut beobachten. Die gewünschten Arten haben bereits große Abschnitte des Gewässers wiederbesiedelt, auch Kleintiere profitieren von den Maßnahmen. An der Förstereibrücke eine Rast einzulegen lohnt sich daher sehr. Gestärkt und von den Renaturierungsmaßnahmen überzeugt setzen wir unseren Weg über die Förstereibrücke fort, nehmen nach knapp 500 m den Weg links ab auf der „kaiserlichen Übungsplatzroute“. Hier werden wir informiert, dass mit dem 1. Weltkrieg das Ausheben von und das Kämpfen in und aus Schützengräben erstmals geübt wurde, da vor dem 1. Weltkrieg Schlachten auf offenem Feld ausgetragen wurden. Vorbei an der Abzweigung zur nicht vorhandenen Orleansbrücke geht es vor einem Sumpfgebiet rechts ab, bis der Weg vor einem See wieder links ab und nordwärts bis zu einer Wegkreuzung führt, wo wir links ab den Weg zur bereits überschrittenen Bismarckbrücke finden. Über die Bismarckbrücke setzen wir unseren Weg fort bis zum Ochsenweg/ Pilgerweg, dann an der Wegkreuzung rechts ab zur Bismarck-Höhe. Auf diesem Weg wandern wir bis zum Waldrand durch einen sich inzwischen zu einem abwechslungsreichen Mischwald aus Laub- und Nadelwald entwickelten Baumbestand. Hier kann man Maßnahmen zur Erhaltung und Pflege von Waldlebensraumtypen nachvollziehen: - Erhaltung natürlicher standortheimischer Baum- und Straucharten zusammensetzung, - Erhaltung eines hinreichenden altersgemäßen Anteils von Alt- und Totholz, - Erhaltung von einzelnen Höhlenbäumen, - Erhaltung der weitgehend natürlichen Bodenstruktur, - Erhalt der natürlichen hydrologischen Bedingungen. Am Waldrand folgen wir dem Weg rechts ab entlang des Waldrandes mit weitreichendem Blick über die Felder bis Ridders. An einer Bank halten wir inne, unser Blick ruht auf einem gut sichtbaren, baumbestandenen bronzezeitlichen Hügelgrab, auf das die aufgehende Sonne und die untergehende Sonne scheint, dem wir auf dem Weg nun in Richtung Ridders querab einen stillen Gruß zukommen lassen. Ein Hinweisschild erinnert uns, dass wir uns im Stiftungsland der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein befinden. In Ridders queren wir die K 47, wandern bis kurz vor die Rantzaubrücke, nehmen eine kurze Rast an dem Rastplatz der Dorfmitte. Wir setzen unseren Weg nicht auf dem Ochsenweg/Pilgerweg fort sondern nehmen den Feldweg links ab in Richtung Moltke-Höhe nahe der B 77. Auf diesem Weg entlang Wiesen- und Ackerflächen, durch dichten Wald gelangen wir an ein Gehöft unmittelbar an der B 77. Wir nehmen vorher entlang des Waldrandes rechts ab unseren Weg, der uns nach 750 m wieder auf den Ochsenweg/Pilgerweg führt. Auf diesem Weg bleiben wir, folgen ihm bis Peissen, wo wir eine abwechslungsreiche, informative Wanderung beenden.

Bundesland:    Schleswig–Holstein

 

Region:     Kreis Steinburg      

 

AktivRegion Holsteiner Auenland   

 

Wegezuordnung:  

Jakobsweg      

Ochsenweg   

 

Start- und Zielpunkt:  

Kreuzung K 57 / K 35      

25551 Peissen / Holstein  

 

Verkehrsanbindung Auto: Auf der A 7 bis zur Ausfahrt 14 Neumünster Mitte,  auf der A 23 bis zur Ausfahrt 7 Schenefeld.  Auf der B430 bis Hohenwestedt fahren, von  der B 77 die Ausfahrt nach Peissen nehmen.

 

Verkehrsanbindung ÖPNV: Mit Regionalbahn auf der Strecke Neumünster –       Heide – Büsum bis Hohenwestedt fahren. Von hier mit Buslinie 3260 Hohenwestedt -  Itzehoe bis Haltestelle Peissen Ortsmitte fahren. 

 

Rund- oder Streckenwanderung:  Rundwanderung  

 

Länge:     ca.  17 km

 

Geschätzte Dauer:   ca.   6 Stunden   

 

Markierungszeichen:  teilweise Jakobsweg und Ochsenweg, sonst keine  

 

Höhenunterschied:  

Tiefster Punkt:    6 m  

Höchster Punkt:  24 m   

 

Anforderungen:

steile Passagen:   nie

durchgehend kinder- wagengerecht:    nein

barrierefrei:    nein  

 

Besonderer  Routencharakter:   Naturwanderung  

 

Begehbarkeit:    ganzjährig   

 

Sehenswürdigkeiten:  

1.   Brücken über die Rantzau      

2.   Auniederung an der Förstereibrücke      

3.   Lehrpfad Übungsplatz „Lola“      

4.   Hügelgrab bei Ridders      

5.   Museum Am Wasserturm 4 A 25551 Hohenlockstedt   

 

Einkehrmöglichkeiten:  

Zur Dorfschmiede      

Ridders 21      

25551 Hohenlockstedt-Ridders      

Tel. 0482-65045      

dirk.gruebner.@t-online.de      

Einkehr        

 

Himmel und Erde      

Kirchenstraße 5      

25524 Itzehoe      

Tel. 04821-6048234      

www.himmelunderde.sh.de      

Einkehr      

 

Ferienhof „Waldgeister“      

Walderseehöhe 1      

25551 Hohenlockstedt      

Tel. 04826-2447 

whabbe@t-online.de      

Übernachtung      

 

Radler-Herberge am Mönchsweg      

Hauptstraße 58      

25548 Kellinghusen      

Tel. 04822-70462      

www.am-moenchsweg.de      

Übernachtung   

 

Hinweis auf Karten:

Name:     Wander- und Freizeitkarte Nr. 6       Rendsburg – Neumünster  1 : 50000

Herausgeber:    Landesamt für Vermessung       und Geoinformation Schleswig – Holstein       ISBN 978-3-89130-286-6   

 

Hinweis auf Wanderliteratur:

Titel:      Arten- und Naturschutz bei der Gewässerunterhaltung

Hrsg.::     Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und        ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein

Titel:      Arten- und Lebensraumschutz in Natura 2000 -        Landeswäldern

Hrsg.:     Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und        ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein ISBN      978-3-937937-41-0

Titel:      Schleswig-Holstein Lexikon

Verlag:     Wachholtz Verlag ISBN       3-529-02441-4   

 

Bilder:    

Gerlind Lind      

Interessengemeinschaft  „Wanderbares Schleswig–Holstein“   

 

GPS-Track und Kartenskizze:    

Stefan Beck      

Interessengemeinschaft  „Wanderbares Schleswig–Holstein“   

 

Ansprechpartner:  

Interessengemeinschaft  „Wanderbares Schleswig–Holstein“  

von Heyer, Wolfgang  

Kuhlacker 32a  

24145 Kiel  

Tel. 0431-713495  

g-g-lind@t-online.de  www.wanderbares-schleswig-holstein.de   

 

Tourismusorganisation:  

Stadtmarketing Kellinghusen      

Hauptstraße 18      

25548 Kellinghusen      

Tel. 04822-37107      

info@kellinghusen.de      

www.holstein-tourismus.de  

 

Holstein-Tourismus e.V.      

Große Nübelstraße 31      

24348 Glückstadt      

Tel. 04124-6049592      

www.holstein-tourismus.de 

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