Mythos Baum

Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?

 

Bäume sind eindrucksvolle Lebewesen, die durch ihre Höhe und Größe, ihre Langlebigkeit, ihren standfesten Stamm charakterisiert sind. Bäume prägten unsere schleswig-holsteinischen Landschaften seit etwa 10 000 Jahren, nahmen die Landschaften in Besitz, bis der Mensch Wald und Kulturland bestimmte. Schleswig-Holstein verfügt nur noch auf 10 % der Landfläche über geschlossenen Wald, der nicht nur als Forst, Jagdgebiet sondern auch derErholung und Bildung des Menschen dienen soll. Die Wanderung durch den Dodauer Forst, den Holm am Dieksee bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich mit der Botanik, den Märchen und Mythen um Bäume zu beschäftigen, den einzigen Baum mit postalischer Anschrift aufzusuchen.

Vom Bahnhof Malente gehen wir zunächst der Straße folgend in südlicher Richtung, queren die aus dem Kellersee in den Dieksee fließende Schwentine, deren Wasserkraft einst genutzt wurde. Während der letzten Eiszeit hat die „Eutiner Eiszunge“, den Bungsberg von Norden aufschüttend und umfließend, eine Moränenkette von Groß-Meinsdorf-NeudorfMalente-Neversfelde aufgeschoben, auf der wir uns bei der Wanderung bewegen. Den Riegel zwischen Kellersee und Dieksee hat die Schwentine durchbrochen. An der Mühle biegen wir links ab, verlassen die L 174 nach wenigen Metern in den Krankenhaus-Park, wo wir uns an einer Douglasie ein Bild der Größe von Bäumen machen können. Vom Park gelangen wir wieder auf die L 174, können aber an der Wegkreuzung in den Wald eintauchen, auf dessen Weg wir alsbald Höhen von 69 Meter und mehr erreichen. Der Weg zur Bräutigamseiche ist hier ausgewiesen. Wesentlich bestimmt wird der Wald, durch den wir gehen von mächtigen Buchen- beständen, die typisch sind für den Waldbestand der Holsteinischen Schweiz.

 

Riesige Buchen mit Tannen gepaart,

stehen als Säulen der edelsten Art,

und als ein Kuppeldach

luftig und weit

wölbt sich der Wipfel

laubgrünendes Kleid.

Ehre und Preis sei

dem Bauherrn der Welt,

der sich als Tempel

den Wald hat bestellt.

 

Im Frühling zeigen sich in diesen Wäldern Buschwindröschen, Scharbockskraut, Lungenkraut, Veilchen, Primeln, der eindrucksvolle Aronstab und vieles mehr. Kurz vor dem Forsthaus Dodau lädt eine Bank zum Sitzen ein mit Blick auf einen waldumkränzten See, über dem man nach Seeadlern Ausschau halten sollte, die von hier im Dieksee und Kellersee jagen. Am Wegesrand treffen wir auf ein eindrucksvolles Exemplar einer Kirsche. Die Vogelkirsche (Prunus avium), die Mutter aller Kulturkirschen wurde zum Baum des Jahres 2010 gewählt.

 

Es sitzt ein Mädelein auf einem Baum,

hat ein rotes Röcklein an,

in ihrem Herzen einen Stein.

Rat, wer mag das sein?

 

Die Kirsche wurde früher, wohl wegen ihrer überschäumenden weißen Blütenpracht, mit dem Mond in Verbindung gebracht. Bei Mondlicht sollte man sich nicht unter einem Kirschbaum aufhalten, schon gar nicht einem blühenden. Wenn man sich heutzutage darüber erfreuen würde, dass reife Kirschen die Sinneslust und Leidenschaft erregen, sah sich die Kirche einst gezwungen, Kirschen ähnlich dem Apfel als unrein und verboten anzusehen. Dabei hat die Kirsche vielfältige Verwendung gefunden: Das Holz war als Möbelholz begehrt, die Früchte als Obst und Ausgangsprodukt für ein mindestens 38 Vol % Alkohol enthaltendes Kirschwasser, die Kirschkerne als Bettwärmer in einem Kissen, der Kirschgummi als „Katzengold“ in Wein gelöst als Hustenmedizin. Vom Forsthaus Dodau sind es nur noch wenige Meter, die Straße querend, bis zur Bräutigams-Eiche mit der Postanschrift:

 

Bräutigams-Eiche

Dodauer Forst

23701 Eutin

 

Die Bräutigams-Eiche ist weltweit bekannt als Adresse für Verliebte und Liebe Suchene. Bis zu 40 Briefe sollen die Adresse des Baumes täglich erreichen. Der Baum darf aber nicht nur Ziel eines Briefes, einer Karte sein. Wer Suchender ist, muss sich auf den Weg zur Eiche machen, um die Post auszuwerten. Eine mächtige Eiche mit gewaltiger Krone steht inmitten eines Platzes im Wald, an dem man eine gute Pause einlegen kann. An dem Alter der Eiche wird einem bewusst, dass man eine Eiche nicht für sich selbst pflanzt, sondern zum Nutzen der Enkel oder Urenkel-Kinder. Die Eiche war in fast jeder Religion, wo sie wuchs, den höchsten Gottheiten heilig und wurde dem entsprechend geehrt. Zahlreich waren die Verwendungszwecke: Eichenwälder wurden in ihrem Wert an der Anzahl der Mastschweine eingeordnet, Eichelkaffee und Eichelmehl waren lange Zeit unentbehrliche Lebensmittel für die arme Bevölkerung, Eichenrinde war ein geschätztes Arzneimittel, unentbehrlich für die Gerberei, unentbehrlich für die Reifung von Wein, Branntwein, Sherry waren Eichenfässer. Von der Bräutigams-Eiche gehen wir ein kurzes Stück zurück auf dem Weg, den wir von der Straße gekommen sind, biegen links ab in Richtung Süden in eine etwa 600 m lange Kastanienallee, die inmitten des Dodauer Forstes liegt und das Forsthaus Dodau mit der B 76 verbindet, aber nicht für Durchgangsverkehr sondern als Wanderweg/Radweg bestimmt und geeignet ist. Dieser eindrucksvollen Kastanien-allee folgen wir bis kurz vor der B 76, biegen dann rechts ab auf einen Waldweg, der in Richtung Dodauer See führt. Die Linksabzweigung des Weges am See nehmen wir, gelangen zur Bundesstraße , die wir vorsichtig queren, um auf dem Radweg wenige Meter nach rechts ab zu gehen, bis wir an dem aus dem Wald herausführenden Weg die Straße in einen Weg längs des Dodauer Sees queren können. Der Wanderweg am Dodauer See führt uns zum Entstehungsgebiet der Schwartau, die von hier über Braak, Gothendorf, Barkauer See, Pönitz, Pansdorf, Bad Schwartau in die Trave fließt. Auf dem vor wenigen Jahren wiedervernässten Seegebiet beobachten wir Haubentaucher, Kormoran, Höckerschwan, Graugans, Brandgans, Stockente, Schellente, Bläßhuhn, ein Durchzugsgebiet zahlreicher Wasservögel. Natürlich finden wir an den Ufern auch den Baum des Mondmonats vom 14.04. bis 14.05.,die Weide, ein Baum, der ebenfalls mit der Christianisierung dämonisiert wurde, mit Hexen und Zauberei in Verbindung gebracht wurde, obwohl Weidenkätzchen erste Bienentracht darstellen, Weidenzweige unentbehrlich für die Korbflechterei, den Hausbau mit Weidengeflecht waren, die Rinde als fiebersenkendes Arzneimittel diente, Weidenkätzchen als „Palmzweige“ am Palmsonntag verwendet wurden. Der Weg entlang des Dodauer Sees führt uns auf die Straße zwischen Kreuzfeld und Forsthaus Dodau. Hier biegen wir links ab, gehen bis Kreuzfeld etwa 600 m, biegen nach der Ringstraße zur Schmiede rechts ab, gelangen auf einen Feldweg, der zur L 56 mit angrenzendem Findlingsgarten führt. 200 m vor dem Findlingsgarten ( der L 56) biegen wir rechts ab auf den Feldweg, der uns nach Drögendiek und Rachut führt. Auf dem kommenden, quer verlaufenden Weg zweigen wir rechts ab, dann links ab nach Drögendiek, gehen aber weg von den Siedlungshäusern, vorbei an einigen Tümpeln, gelangen dann in das reetgedeckte Häuserensemble von Rachut. Von hier führt eine 700 m lange Lindenallee in Richtung Norden an den Waldrand, wo wir der Straße nach links folgen, bis wir die Landstraße L 56 queren und in den Wald am Holm gelangen. Links und rechts des Weges zeugen tiefe Kiesgruben von den Hinterlassenschaften der Weichseleiszeit. Hier hat die Preetz-Plöner Eiszunge den Dieksee als Eiszungenbecken mit der Holm-Endmoräne gebildet. Ein Höhenunterschied von bis zu 55 m trennt die Wasseroberfläche des Dieksees von den Höhen des Holm. Auf dem Höhenweg gehen wir etwa 900 m, bis ein Weg links und ein Weg rechts abbiegt. Wir nehmen den Weg rechts und gehen sofort auf einen Pfad, der bergab führt, bis wir auf einen breiten Waldweg treffen. Hier kann man rechts den Waldweg begehen oder eine weitere „Etage“ steil ab auf den Uferweg absteigen. Man gelangt in jedem Fall auf den Uferweg des Dieksees, den wir in Richtung Malente vorbei an Fischteichen und Kneipp-Tretbecken gehen mit einem herrlichen Blick auf den Dieksee. Bald gelangen wir auf die neu angelegte Dieksee-Promenade, erfreuen uns an der kleinen Schwester der berühmten Meerjungfrau, die der dänische Dichter H.C. Andersen beschrieben hat. Die nahe gelegene Skulptur von Jasper Neergaard erinnert an den mikroskopischen Querschnitt eines Baumblattes, das sich millionenfach auf unserem Weg zum Thema „Baummythos“ ausbreitete, in den Zellen des Blattes aus Kohlendioxid und Wasser Zucker, Cellulose, und viele andere Stoffe aufbaut. In Bad Malente-Gremsmühlen kehren wir bereichert ein.

 

Suchst Du das Höchste, das Größte?

Die Pflanze kann es Dich lehren.

Was sie willenlos ist,

sei Du es wollend, das ist's.

(Fr. v. Schiller)

Bundesland:   Schleswig–Holstein

 

Region:    Kreis Ostholstein      

 

AktivRegion Schwentine – Holsteinische Schweiz

 

Wegezuordnung:  Am Diekseeufer befinden wir uns auf dem Europäischen Fernwanderweg E 1 / E 6    

 

Start- und Zielpunkt:  

Bahnhof      

23714 Bad Malente-Gremsmühlen  

 

Verkehrsanbindung Auto:

über die B 76 von Kiel oder Lübeck kommend,  Abfahrt über die L 56 oder L 174 nach Malente  nehmen

 

Verkehrsanbindung ÖPNV:

mit der RB der Deutschen Bahn von Kiel oder Lübeck stündlich bis Bad Malente-Gremsmühlen   

 

Rund- oder Streckenwanderung:   Rundwanderung

 

Länge:     13 km

 

Geschätzte Dauer:   4 - 5 Std. gemächlich       3 - 4 Std. zügig  

 

Markierungszeichen:   keine      

Hinweis auf „Bräutigams-Eiche“  

 

Höhenunterschied:  

Tiefster Punkt:     22 m

Höchster Punkt:  85 m    

 

Anforderungen:

steile Passagen:    nie

Trittsicherheit:    nie

Schwindelfreiheit:   nie

durchgehend kinderwagengerecht: ja

alpine Erfahrung erforderlich: nein

Sicherung erforderlich:  nein

barrierefrei:    weitgehend         

 

Besonderer Routencharakter: Naturwanderung      

 

Begehbarkeit:    ganzjährig     

 

Sehenswürdigkeiten:  

1.   Schwentinedurchbruch mit Wassermühle Malente        

2.   Bräutigams-Eiche      

3.   Dodauer See  

4.   Findlingsgarten Kreuzfeld  

 

Einkehrmöglichkeiten:  

Bad Malente-Gremsmühlen      

23714      

zahlreiche Einkehrmöglichkeiten      

am Dieksee     

 

Hinweis auf Karten:

Name:   Wander- und Freizeitkarte Nr. 8      Kiel - Plön 1 : 50000

Herausgeber:   Landesvermessungsamt Schleswig – Holstein      978-3-89130-288-0   

 

Hinweis auf Wanderliteratur:

Titel:     Die farbigen Naturführer - Bäume

Verlag:    Time – Life Books  B.V. Amsterdam      Mosaik Verlag  

Titel:     Die Wald- und Parkbäume Europas

Verlag:    Verlag Paul Parey ISBN     3-490-05918-2

Titel:     Bäume und Sträucher

Verlag:    blv - Handbuch ISBN     3-8354-0021-5

Titel:     Mythos Baum

Verlag:    BLV - Verlagsgesellschaft ISBN     3-405-15350-6

Titel:     Auf den Spuren der Eiszeit       in Malente-Gremsmühlen

Verlag:    Eigen-Verlag Frank Metasch

Titel:     Die weiße Göttin

Verlag:    Rowohlt Taschenbuch Verlag  ISBN     3-499-55416-X        

      

Bilder:    

Gerlind Lind      

Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig–Holstein“  

 

Kartenskizze:   Kai Zarp †

 

Ansprechpartner:  

Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig–Holstein“

von Heyer, Wolfgang

Kuhlacker 32a

24145 Kiel

Tel. 0431-713495

www.wanderbares-schleswig-holstein.de  

 

Tourismusorganisation:

Tourismus Service Malente      

Bahnhofstraße 3      

23714 Bad Malente-Gremsmühlen      

Tel. 04523-9899-0      

malente@landsh.de      

www.malente.de   

 

Tourismusorganisation:

Tourismusverband Probstei e.V.    

Amt Probstei      

Knüll 4      

24217 Schönberg      

Tel. 0180-5306163

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